Pilz-Lizenz: Wer überprüft?

(c) AP (Kerstin Joensson)
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Das Land Kärnten ist nicht für die Kontrolle der „Pflückgebühr“ zuständig. Waldbesitzer müssen selbst überprüfen – und anzeigen.

Klagenfurt. Dass Schwammerl-Pflücken seit der Vorwoche in den Wäldern von fünf Forstbesitzern im kärntnerisch-steirischen Grenzgebiet kostenpflichtig ist („Die Presse“ berichtete), sorgt nicht nur für Diskussionen. Mit der „Lizenz“ (25 € für zehn Tage, 45 € für die ganze Saison), die man zum Pilze-Sammeln braucht, wurde auch juristisches Neuland betreten. Wer überprüft eigentlich, ob die Schwammerl-Sucher eine Lizenz erworben haben?

Das Land Kärnten fühlt sich für die Kontrolle der Lizenzen jedenfalls nicht zuständig. Helmut Schell, im Klagenfurter Landhaus für die rechtlichen Belange des Naturschutzes zuständig, betont, dass nur die Einhaltung der Pilzschutz-Verordnung von amtlichen Organen kontrolliert wird. Ob Schwammerlsucher in den betroffenen Gebieten eine Pflückerlaubnis haben, hätten die Waldbesitzer selbst oder deren Mitarbeiter zu überprüfen. Gegen Zuwiderhandelnde müsste auf dem Zivilrechts-Weg wegen Besitzstörung vorgegangen werden.

Kärntens Naturschutzlandesrat Uwe Scheuch (BZÖ) hofft, dass es nicht so weit kommen wird. „Das wäre doch eine sehr überzogene Maßnahme“, sagt er zur „Presse“. „Ich lade die Waldbesitzer ein, in dieser Frage mit dem Land intensiver zu kooperieren.“ Seit voriger Woche sind jedenfalls 10.000 Hektar Wald im Gebiet der Koralm mit Tafeln gekennzeichnet. Auf beiden sind Pilze abgebildet. Auf den orangen Schildern steht: „Hier können wir gesammelt werden“. Auf den blauen heißt es „Schutzgebiet – hier wollen wir nicht gesammelt werden“. Rund 6000 Hektar Fläche haben die Besitzer zum Sperrgebiet erklärt, in dem Schwammerl-Pflücken tabu ist. Laut Dominik Habsburg-Lothringen, dem Sprecher der Waldbesitzer-Gemeinschaft wolle man die Wälder vor dem Raubbau durch gewerbliche Sammler bewahren.

Eine Aktion, von der Scheuch wenig hält. „Da wollen sich wohl ein paar Leute als selbsternannte Waldschützer profilieren“, kritisiert er, der selbst Mitbesitzer von 80 Hektar Wald ist, dort aber nie eine „Pflückgebühr“ einheben würde.

Pilzdiebe aus Italien

Er konzediert, dass es in Kärnten Probleme mit gewerblichen Pilzesammlern aus Italien gibt, die die Fundplätze leer räumen. Diesen Missbrauch einzudämmen, müsse aber mit der geltenden Pilzschutz-Verordnung möglich sein, die eine der strengsten in Europa sei: „Geerntet werden dürfen nur zwei Kilo Pilze pro Tag vom 15. Juni bis 13. September in der Zeit von 7 bis 18 Uhr.“ Die Einhaltung wird von Forstorganen und der Bergwacht kontrolliert.

Heuer habe man zweisprachige Broschüren aufgelegt, die italienische Sammler über die hiesige Gesetzeslage informieren. An den Grenzen werde gemeinsam mit den italienischen Behörden kontrolliert. „Wir haben schon so manchem Pilzdieb das Handwerk gelegt.“

Auf einen Blick

Fünf Waldeigentümer auf der Koralm heben seit der Vorwoche eine Sammellizenz für Pilze ein. Sie kostet für zehn Tage 25, für die ganze Saison 45 Euro. Man bekommt dafür einen Lageplan.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2008)

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