Helfer dürfen Gruppen leiten

Wegen des Pädagogenmangels greift Wien auf Assistenten zurück.

Wien(awe). Immer mehr private Betreiber von Wiener Kindergärten setzen anstatt diplomierter Pädagoginnen (der Anteil der Männer in dieser Berufsgruppe ist verschwindend gering) angelernte Aushilfskräfte, sogenannte Assistenten, ein. Grund dafür ist ein akuter Mangel an Fachkräften.

„Obwohl es schon länger absehbar war, ist das Problem erst jetzt akut“, sagt Heidemarie Lex-Nalis von der Pädagogik-Plattform Educare. Weshalb Betreiber auch erst seit kurzem auf eine Ausnahmeregelung des Kindertagesheimgesetzes zurückgreifen, die den Einsatz von Hilfskräften als Gruppenleiter erlaubt, „wenn ausgebildetes Personal nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht“.

Welche Betreiber Assistenten anstatt Pädagogen einsetzen, ist nicht eindeutig zu klären. Eltern betroffener Kinder bestätigten der „Presse“, dass etwa die „Kindercompany“ in Briefen darüber informierte. Raphaela Keller, Obfrau der Berufsgruppe der Wiener Kindergarten- und Hortpädagogen, berichtet jedoch von „mindestens zwei weiteren großen Betreibern, die das ebenfalls tun, den Eltern darüber jedoch nichts sagen.

Laut Kindertagesheimgesetz besteht dafür zwar keine Verpflichtung, Keller ist jedoch der Meinung, dass sich eine solche zumindest durch die zwischen Betreiber und Eltern abgeschlossenen Verträge ergebe. Eltern, die es genau wissen wollen, rät Keller, direkt bei der Kindergartenleitung nachzufragen. Ebendort müssten auch die entsprechenden Zeugnisse aufliegen.

Die Magistratsabteilung 11, die die Ausnahmegenehmigungen für den Einsatz der Assistenten als Gruppenleiter ausstellen muss, bestätigt den Eingang entsprechender Gesuche. Die genaue Anzahl sei laut der zuständigen Abteilungsleiterin Michaela Krejcir jedoch „nicht feststellbar“. Und weiter: Kindergärten der Stadt Wien (MA10) seien davon (noch) nicht betroffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2008)

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