Aspern: Start für Stadt in der Stadt

(c) Flugfeld Aspern
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Ende des Jahres startet die Umwelt-Verträglichkeits-Prüfung für das Flugfeld Aspern. Auf dem 240 Hektar großen Areal sollen 20.000 Menschen arbeiten und ebenso viele wohnen. Universität wird sich keine ansiedeln.

Wien. Wo heute Streifenpolizisten auf dem ehemaligen Asperner Rollfeld wilde Verfolgungsjagden trainieren, soll in den nächsten Jahren eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern aus dem Boden gestampft werden. Am Reißbrett existiert die Stadt am Rande der Großstadt bereits, in den nächsten Wochen jedoch gehen die Vorbereitungen für die Errichtung des Wiener Stadtentwicklungsgebiets Flugfeld Aspern in die heiße Phase.

Ein Team aus Architekten, Stadtplanern, Umweltexperten und Juristen arbeitet gerade an jenen Unterlagen, die die Basis zu den Ende des Jahres anstehenden Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) bilden sollen. Akzeptiert die Behörde die Pläne der Projektentwicklungsgesellschaft, könnten im Herbst 2009 die ersten Gebäude entstehen. Knackpunkt bei den Vorbereitungen zu den zwei Verfahren (eines für die bebauten Gebiete und eines für das Straßennetz) dürfte die Nähe zum nur zwei Kilometer entfernten Nationalpark Donauauen (Lobau) sein. Der für die Ausarbeitung der Unterlagen verantwortliche Ingenieur, Josef Lueger, erwartet, dass sich die Behörde vor allem die Auswirkungen des Mega-Projekts auf den sensiblen Grundwasserspiegel genau anschauen wird. Probleme erwartet er jedoch nicht. „Wir bauen so, dass man im Nationalpark nichts davon bemerken wird.“

Sehr wohl bemerken werden Anrainer die geplante Anbindung der Region durch A23 (Südosttangente) und S1 (Außenring Schnellstraße), die laut Verkehrsministerium bis 2018 erfolgen soll. Gegen Autobahn und Schnellstraße, insbesondere gegen den projektierten Tunnel durch die Lobau, wurde in der Vergangenheit bereits kräftig protestiert. „Und eben diese Bürgerinitiativen beobachten uns nun auch sehr kritisch“, sagt Lueger, der jedoch auch von positiven Erwartungen von Bürgern aus der Region weiß. Derzeit nämlich ist die Region für den Verkehr sehr schlecht erschlossen, 2012 jedoch soll die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 die gesamte Region aufwerten (siehe Grafik).

Studie: 40 Prozent Ausländer

Details des Projekt werden schon deutlich früher sichtbar. Die Vorbereitungen dafür laufen gar schon seit 2004, als Stadt Wien und die Republik Österreich eine eigene Projektentwicklungsgesellschaft gründeten, die sich seitdem um die Planung eines der größten Stadterweiterungsgebiete Europas kümmert und die zu je 50 Prozent im Eigentum von Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (Stadt Wien) und Bundesimmobiliengesellschaft (Republik) steht.

Der Plan für die nächsten Jahre: Im Frühling 2009 beginnt der Bau für den nicht UVP-pflichtigen See im Zentrum des Entwicklungsgebiets. Schon im Herbst sollen sich im Südosten des Areals erste Gewerbebetriebe ansiedeln, 2012 erreicht die U-Bahn die Region, ein Jahr später eröffnet ein Bahnhof, von wo aus Züge in jeweils 30 Minuten ins Stadtzentrum oder nach Bratislava fahren. 2014 soll der Bau des südöstlichen Viertels abgeschlossen sein.

Erst danach will die Projektentwicklungsgesellschaft eine weitere UVP für den großen Rest des Areals einleiten, an dem voraussichtlich bis zum Jahr 2028 gebaut werden wird. Im Endausbau soll das Flugfeld Aspern 20.000 Einwohnern und ebenso viele Arbeitsplätze beheimaten. Der neue Stadtteil ist dann 240 Hektar groß, was der gemeinsamen Fläche der Bezirke Josefstadt und Neubau entspricht.

Definitiv nicht geplant ist derzeit die Ansiedlung einer Universität. „Leider“, wie Rainer Holzer, einer von zwei Vorständen der zuständigen Projektentwicklungsgesellschaft betont. In der Vergangenheit war die Ansiedlung von TU und/oder Wirtschaftsuniversität Thema gewesen. Andere Universitätsansiedlungen sind laut Holzer derzeit „nicht erkennbar“.

Eine von der Statistik Austria für die Stadt erstellte Prognose über die Bevölkerungszusammensetzung sagt dem Areal einen Ausländer-Anteil von 40Prozent voraus. Erwartet werden vor allem EU-Bürger, die sich in der Nähe der entstehenden Arbeitsplätze ansiedeln werden. Kommentar S. 39

AUF EINEN BLICK

Am Flugfeld Aspern entsteht in den nächsten 20 Jahren ein Stadtteil, der so groß ist wie die Bezirke Josefstadt und Neubau zusammen. Insgesamt sollen dort 20.000 Menschen wohnen.

■Bis Ende des Jahres startet die Umweltverträglichkeitsprüfung, 2009 sollen die Bagger aufrollen. Die anfangs geplante Universität wird nicht gebaut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2008)

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