„Sie wissen gar nicht, was sie nehmen“

Tödlicher Mix Alkohol und Heroin: Zehn Drogentote gab es heuer bereits in Oberösterreich.

LINZ. Zehn Drogentote gab es in Oberösterreich im heurigen Jahr: „Fast alle derartigen Fälle gehen auf wahllosen Mischkonsum harter Drogen mit Alkohol zurück“, sagt dazu Psychiater Bernhard Lindenbauer von der Landes-Nervenklinik Wagner Jauregg in Linz.

„Was uns Sorge bereitet ist, dass viele der Konsumenten nicht einmal wissen, was sie da nehmen. Sie nehmen alles, was sie kriegen können. Leider ist fast immer auch Alkohol dabei.“

Keine klassischen Junkies

Besonders gefährlich: Die Mischung aus Opiaten wie Heroin und Schlafmitteln, die eine massiv atemreduzierende Wirkung habe. Kommt dann noch Hochprozentiges verstärkend mit ins Spiel, steige das Risiko einer tödlichen Atemlähmung rapide, sagt Lindenbauer zur „Presse“.

Der Trend gehe auch dahin, mit harten Drogen in relativ jungem Alter zu beginnen: „Die klassischen, 30-jährigen Junkies gibt es nur mehr selten. Heute sind die meisten, wenn sie dieses Alter erreichen, schon im Drogenersatzprogramm.“

Bedenklich sei, dass auch immer mehr Zehn- und Elfjährige schon zu massivem Alkoholmissbrauch neigen würden. Statt über Cannabis wie noch vor zehn, zwanzig Jahren, führe die Drogenkarriere dann schnell, also im Alter zwischen 14 und 15 Jahren, in den kritiklosen Mischkonsum anderer Substanzen wie Amphetaminen, Kokain oder Heroin.

Den Grund für diese Entwicklung sieht Lindenbauer einerseits in der Weigerung, sich dem Druck der Leistungsgesellschaft anzupassen: „Die Jugendlichen sagen: Ich will das nicht mitmachen. Sie wollen sich ausklinken, sich regelrecht ausschalten.“ Andererseits habe auch der Preisverfall harter Drogen zu einem geänderten Konsumverhalten geführt: Im Vergleich zu den frühen 1990er Jahren sind Heroin und Kokain heute um bis zu 80 Prozent billiger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2008)

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