Anschlag auf Moschee: Wiener Arzt bastelte Bombe

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Der 45-Jährige hat vor drei Jahren einen Anschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals verübt. Er sitzt bereits wegen versuchten Mordes an einem 18-Jährigen.

Wien. Medizinische und chemische Labordiagnostik war sein Fachgebiet, sein Arbeitsplatz war ein angesehenes Wiener Labor – bis er wegen Mordversuchs verhaftet und verurteilt wurde. Im Gefängnis gestand der in Wien geborene Arzt eine weitere, länger zurückliegende Gewalttat: den Anschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals. Deshalb stand Dr.S. (45) am Dienstag ein zweites Mal vor Gericht.

Im Prozess um den Bombenanschlag hatte das Gericht die frühere Verurteilung wegen versuchten Mordes an einem 18-jährigen Burschen zu berücksichtigen. Denn: Wenn einem Täter mehrere Straftaten zur Last liegen, sind diese in einem Prozess gesammelt abzuhandeln. Wird – wie im vorliegenden Fall – eine bereits verübte Straftat erst im Nachhinein bekannt, so ist in einem zweiten Prozess nur eine Zusatzsanktion möglich. Auf eine solche wurde nun verzichtet. Richter Thomas Schrammel vom Grauen Haus meinte, dass S. mit insgesamt zwölf Jahren – ebenso viel hatte der Angeklagte schon für den Mordversuch erhalten – ausreichend bestraft sei. Sehr wohl aber erfolgte ein separater Schuldspruch. Und zwar wegen schwerer Sachbeschädigung.

Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter hatte vorsätzliche Gefährdung durch Sprengmittel angeklagt. Er kam damit aber nicht durch, da der Mediziner angab, er habe den Anschlag spätnachts (die Moschee war leer) verübt, um auf die Ausländerproblematik hinzuweisen, aber nicht, um jemanden zu töten oder zu verletzen. Noch ist aber nicht fix, ob es bei einer Verurteilung wegen Sachbeschädigung bleibt – Kronawetter überlegt nun, in die zweite Instanz zu gehen.

Erst im Jänner war S. in Korneuburg verurteilt worden, weil er im August 2007 in Ebergassing einem 18-Jährigen ausländischer Herkunft mit einer Pistole in den Bauch geschossen hatte. Zuvor hatte es einen Streit zwischen S. und mehreren Burschen gegeben. Diese waren S. zu laut gewesen. Das Opfer sitzt seither im Rollstuhl.

„Sah Islam als Bedrohung“

Während der Haft unternahm S. einen Selbstmordversuch, wobei er in einem Abschiedsbrief den Moschee-Anschlag gestand. Dieser hatte am 16.November 2005 österreichweit für Aufregung gesorgt, da zu dieser Zeit eine Islam-Konferenz in Wien tagte. Den Sprengsatz hatte S. in seinem Schrebergarten selber hergestellt. Es entstand, laut Versicherung, Sachschaden in der Höhe von 5260 Euro.

Vor Gericht sprach S. von einer „Bombe mit begrenzter Sprengwirkung“. Er habe zeigen wollen, „dass man fremde Kulturen in einem Maß importiert, das ungesund für die Bevölkerung ist“. Der „Europagedanke, so wie er damals propagiert wurde“, sei „eher nicht zum Nutzen der Gesellschaft“. Der Islam stelle „eine Art Bedrohung des sozialen Gefüges dar“.

Auf einen Blick

Bombe vor Moschee. Jener Wiener Arzt, der voriges Jahr einen 18-Jährigen niedergeschossen hatte, gestand in Haft auch einen Bombenanschlag auf eine Moschee in Wien-Hernals. Gestern, Dienstag, wurde der Mediziner daher wegen schwerer Sachbeschädigung schuldig erkannt. Auf eine weitere Strafe – zusätzlich zu 12 Jahren Gefängnis wegen Mordversuchs – wurde verzichtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2008)

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