Terror-Prozess: Mona S. provoziert Gericht

Mona S.
Mona S.(c) AP (Ronald Zak)
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Die 21-jährige Angeklagte setzte sich unter die Zuseher und meinte: "Ich bin nicht die Frau S.!". Gegen eine Identitätsfeststellung durch die Vorsitzende protestierte Mona S. und verließ grußlos den Saal.

Mit einer Provokation begann der zweite Verhandlungstag im Terror-Prozess gegen Mohamed M. und Mona S. Die wegen ihres Gesichtsschleiers von der Verhandlung ausgeschlossene 21-Jährige setzte sich am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht unter die Zuseher, wurde jedoch sogleich von Richterin Michaela Sanda identifiziert. "Ich bin nicht die Frau S.!", behauptete die Verschleierte darauf.

Als sie von der Vorsitzenden gebeten wurde, sich mit ihr ins Beratungskammerl zurückzuziehen, wo Sanda formell ihre Identität feststellen wollte, an der es für sämtliche Prozessbeobachter keinen Zweifel gab, zumal Mona S. über eine markante Stimme verfügt und eine nicht minder auffällige Handtasche mit sich führt, protestierte die Verschleierte: "Muss ich das machen? Ist das Gesetz?" Dann verließ sie grußlos den Verhandlungssaal, in dem ihre Mutter und ihre Schwester zurückblieben.

Mona S. bereut "Vollidioten!"-Sager

Ihre verbale Entgleisung vom Mittwoch bereut Mona S. übrigens: Als die 21-Jährige am ersten Verhandlungstag wegen ihres Gesichtsschleiers ausgeschlossen und aus dem Saal gebeten wurde, hatte sie unter anderem ein "Vollidioten!" hören lassen. "Das ist mir sehr unangenehm, sehr peinlich. Ich war wütend darüber, dass ich an meinem eigenen Verfahren nicht teilnehmen darf", meinte sie dazu heute.

Sie werde an sämtlichen weiteren Verhandlungstagen zum Gericht kommen, kündigte die 21-Jährige vor dem Gerichtssaal an, den sie nicht betreten durfte. Seit ihrer Freilassung - die junge Frau war Anfang Oktober nach mehr als einjähriger U-Haft auf freien Fuß gesetzt worden - habe sie "Beweise für unsere Unschuld gesammelt". Sie wolle diese dem Gericht präsentieren, um vor allem ihren Mann Mohamed M. zu entlasten.

Kompromisslösung bezüglich Schleier?

Ihr Verteidiger werde in Bezug auf ihren Schleier dem Gericht einen Kompromiss anbieten, gab Mona S. bekannt: "Es gibt kein Problem, wenn nur Frauen mein Gesicht sehen". Ausschließlich Männer dürften ihrer religiösen Überzeugung nach ihre Gesichtszüge nicht erkennen. Falls der Richter - von den drei Berufsrichtern ist einer der Beisitzenden ein Mann - und die männlichen Geschworenen im Verhandlungssaal so platziert würden, dass diese sie nur von hinten sehen könnten, wäre die 21-Jährige bereit, ihren Schleier abzunehmen: "Es müsste nur garantiert sein, dass sie nicht mehr als meine Haare sehen können."

Abschließend verwies Mona S. auf ein Blog, in dem sie und Mohamed M. unter anderem das laufende Verfahren kommentieren wollen. Dieser ist unter http://abuusamaalgharib.wordpress.com/ abrufbar.

Erste Zeugen einvernommen

Im laufenden Prozess wurde am zweiten Tag der erste Zeuge einvernommen. Ein Vertreter des Bundeskriminalamts (BK) erläuterte die gegen Mohamed M. gerichteten Fahndungsmaßnahmen, der in seinem Zimmer in der elterlichen Wohnung über einen Laptop mit Gleichgesinnten kommuniziert hatte und dabei - so jedenfalls die Anklage - terroristische Ziele verfolgt haben soll. Ohne sein Wissen wurde sein Internet-Verkehr überwacht, indem seine Daten direkt beim Provider "angezapft" und auf einen Datenträger der Polizei kopiert wurden.

Im Zeitraum Mai bis September 2007 konnte so ein Datenberg von 98 Gigabyte sichergestellt werden. Sodann werteten Spezialisten die Emails, Chats und das Webbrowsing des Verdächtigen aus.

Allerdings konnte das BK rund ein Drittel der Daten nicht entziffern, wie der Zeuge einräumen musste: Diese waren über einen malaysischen Proxyserver gelaufen, die verschlüsselten Inhalte waren nicht aufzulösen. "Wir können nicht sagen, was dabei übermittelt wurde", sagte der Ermittler.

Familie verteidigt Angeklagte

Die Väter der Angeklagten Mohamed M. und Mona S. versicherten, ihre Kinder hätten "hundertprozentig" bzw. "unter Garantie" keine Terrorpläne verfolgt oder mit der al-Qaida sympathisiert.

"Ich glaube nicht, dass Mohamed ein Mitglied einer Terrororganisation war oder einen Bezug zur al-Qaida hat. Die al-Qaida hat nur eine Sprache, und das ist die Sprache des Tötens", sagte der Vater des 23-Jährigen. Sein Sohn habe demgegenüber Demonstrationen organisiert, Essays geschrieben, sich "unter gebildeten Österreichern bewegt, die gar nichts glauben". Die al-Qaida würde Derartiges "nicht tolerieren", versicherte der Zeuge.

Monas älterer Bruder versicherte, weder Mohamed M. noch seine Schwester hätten "verbotene oder verbrecherische Texte" übersetzt bzw. veröffentlicht. "Dann hätte ich interveniert", versicherte der 24-Jährige. Den beiden wäre es vielmehr darum gegangen, "die Wahrheit zu zeigen. Die Texte waren harmlose Nachrichten aus dem Irak, die hier (in Österreich, Anm.) nicht erzählt worden sind".

(APA/Red.)

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