Kriminalstatistik: Fekter ist nicht nach Jubeln zumute

Innenministerin Fekter bei der Präsentation der Kriminalstatistik
Innenministerin Fekter bei der Präsentation der Kriminalstatistik(c) AP (RONALD ZAK)
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Die Zahl der Anzeigen sinkt, gleichzeitig nimmt die Jugend-Kriminalität zu. Der Anteil der aufgeklärten Fälle ist weiter gesunken. Die Statistik soll künftig anders erstellt werden.

Die Kriminalität in Österreich ist 2008 gegenüber dem Jahr davor zurückgegangen. Doch das Minus von 21.545 Strafanzeigen oder 3,6 Prozent lässt Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) "nicht in Jubelstimmung" verfallen, wie sie am Freitag bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2008 sagte. Denn es seien Trends zu beobachten, die Anlass zur Sorge geben - allen voran ein rasanter Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität. So stieg die Zahl der Anzeigen mit Tätern in der Gruppe der Zehn- bis 14-Jährigen um 25,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in der Gruppe der 14- bis 18-Jährigen um 8,6 Prozent.

Dem Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität dürfe nicht nur die Polizei Widerstand entgegensetzen. "Die Polizei kommt hier erst an letzter Stelle", sagte Fekter. Man müsse viel früher - in Schulen, in den Familien und bei den Jugendwohlfahrten "das Unrechtsbewusstsein der Jugendlichen schärfen", so die Ministerin. Sie will gemeinsame Projekte mit den genannten Institutionen fördern. Eine wichtige Aufgabe komme dabei den 270 im Bereich Jugendprävention ausgebildeten Polizisten zu.

In Österreich wurden im Vorjahr insgesamt 572.695 Straftaten angezeigt, 2007 waren es noch 594.240. Das Minus zog sich quer durch alle Bundesländer: Am stärksten fiel es mit 7,5 Prozent im Burgenland aus, am anderen Ende fand sich Wien mit 0,7 Prozent Rückgang. Weniger Freude machte der Innenministerin die Aufklärungsquote: Diese sank ebenfalls um 1,1 Prozentpunkte auf 38,3 Prozent.

Schengen: Weniger Verbrechen

Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde 2008 die Entwicklung in den Grenzbezirken beobachtet, denn mit der Erweiterung des Schengenraums auf Slowenien, Ungarn, die Slowakei und Tschechien hatten manche im Vorfeld durch den Wegfall der Grenzkontrollen einen Anstieg der Kriminalität prophezeit. Doch in den betreffenden Bezirken war mit wenigen Ausnahmen ein deutliches Minus zu verzeichnen. Nur in Mattersburg (plus 18,11 Prozent durch das Wirken einer Einbrecherbande), Völkermarkt (plus 3,29 Prozent), Mistelbach (plus 10,33 Prozent), Freistadt (plus 8,82 Prozent), Deutschlandsberg (1,04 Prozent) und Radkersburg (0,62 Prozent) gab es mehr Straftaten als 2007. Am anderen Ende ragten etwa Horn mit einem Minus von 26,11 Prozent und Oberwart mit einem Rückgang um 20,51 Prozent heraus.

Dennoch forderte Innenministerin Maria Fekter neue Instrumente gegen ausländische Straftäter: Eine Sicherheitsleistung soll nach ihren Vorstellungen abschreckend wirken. Ein ähnliches Mittel gebe es bereits im Verkehrsrecht: "Wir können im Verwaltungsstrafrecht sofort eine Sicherheitsleistung verlangen und einen Lkw beschlagnahmen, der überladen ist, aber nicht einen Lkw, der schleppt." Fekter will solche Maßnahmen nun auch im Strafrecht einführen. Täter, welche die Sicherheitsleistung nicht erbringen können, müssten demnach mit der Beschlagnahme von Vermögenswerten rechnen. Diese würden veräußert, wenn sie die Summe nicht in einer gewissen Zeit erbringen könnten, um daraus das Strafverfahren und die Entschädigung der Opfer zu finanzieren.

Kriminalstatistik neu?

Die Kriminalstatistik soll es in dieser Form bald nicht mehr geben. Fekter: "Ich halte diese Kriminalstatistik nicht mehr für aussagekräftig genug." Die Statistik behandle derzeit den Aufbruch eines Fahrradschlosses genauso wie den Einbruch in ein Firmengelände mit Millionenschaden. Sie habe daher einen Kriterienkatalog in Aufgabe gegeben, wie die Statistik neu zu gestalten sei.

Neben der Auslagerung der Erfassung soll eine enge Kooperation mit der Statistik Austria, mit kriminologischen Instituten der Universitäten und mit den hauseigenen Experten erfolgen. So sollen in Zukunft wesentlich genauere Aussagen über Opfer, Täter, Modi operandi und möglich werden.

(APA/Red.)

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