Papst schickt neuen „Headhunter“

(c) EPA (Danilo Schiavella)
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Österreichs katholische Kirche steht vor bedeutenden personellen Weichenstellungen. Ein gebürtiger Schweizer soll mehrere Bischofs-Ernennungen einfädeln.

wien. Österreichs katholische Kirche steht vor bedeutenden personellen Weichenstellungen. Eine der wichtigsten: In Kürze wird der neue Botschafter des Papstes ernannt werden. Wie „Die Presse“ erfährt, ist dabei die Wahl auf einen gebürtigen 65-jährigen Schweizer gefallen: den derzeitigen Apostolischen Nuntius in Estland, Lettland und Litauen Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen.

Er gilt als humorvoll und weltoffen. Zurbriggen wird sich von Amtsbeginn an in einer Schlüsselrolle wiederfinden: Er muss gleichsam als Headhunter des Papstes für gleich vier Diözesen neue Chefs suchen. Im Burgenland (Paul Iby), in der Steiermark (Egon Kapellari), in Vorarlberg (Elmar Fischer) und in Salzburg (Alois Kothgasser) erreichen die Ortsbischöfe innerhalb der nächsten drei Jahre das entscheidungsrelevante Alter von 75. Entscheidungsrelevant deshalb, weil das Kirchenrecht vorschreibt, dass Bischöfe zu diesem Zeitpunkt ihr Rücktrittsgesuch einbringen müssen.

Es obliegt alleine dem Nuntius, in einem aufwendigen, streng diskreten Prozess, geeignete Kandidaten zu suchen. Und danach persönlich einen Dreiervorschlag zu erstellen, der an den Vatikan geschickt wird. Die Bischofskongregation unterzieht die drei Nominierten einer nochmaligen Prüfung und schlägt dem Papst vor, wer der Erwählte sein soll. Die tatsächliche Entscheidung liegt dann in den Händen von Benedikt XVI.

Drei Eigenschaften sind es, die besonders für Nuntius Zurbriggen sprechen:
Seine Muttersprache ist Deutsch; verglichen mit seinen Vorgängern Edmond Farhat und Georg Zur, die beide erst knapp vor dem Ende ihrer kirchendiplomatischen Karriere nach Wien übersiedelten, ist Zurbriggen mit seinen 65 Jahren bei Amtsantritt fast noch jung und mit hoher Sicherheit Garant für eine zehnjährige Kontinuität;
er kennt aus seiner Heimat Schweiz die speziellen Probleme der katholischen Kirche in Mitteleuropa sehr genau.

Den Beginn der Bischofsrochaden macht der in Eisenstadt residierende Paul Iby. Er wird im Jänner nächsten Jahres 75, weshalb der neue Nuntius die Nachfolgesuche unmittelbar nach Amtsantritt starten wird müssen. Als Favorit gilt seit Längerem Ägidius Zsifkovics, derzeit Sekretär der Bischofskonferenz unter dem Vorsitz Kardinal Christoph Schönborns.

Problemfall Linz

Schon vorher wird es einen länger erwarteten Neuzugang im Episkopat geben. Der Linzer Hirte Ludwig Schwarz hat den Papst bereits vor Monaten um einen Weihbischof gebeten. Bisher ist BenediktXVI. dem Wunsch noch nicht nachgekommen. Oberösterreichs Generalvikar Severin Johann Lederhilger galt als Wunschkandidat von Schwarz. Die lange Dauer des Verfahrens deutet nun darauf hin, dass Rom einen anderen Kandidaten präferiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2009)

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