Ortung: Was möglich ist, was nicht

Polizei ortet Handys, Deutschlands Bürger überwachen einander gegenseitig.

Wien (awe). In Österreich ist die (legale) Ortung von Personen noch Polizei und Justiz vorbehalten. Seit einer umstrittenen Gesetzesänderung im Vorjahr darf die Exekutive die Position von Handybesitzern auch ohne die Erlaubnis eines Richters ermitteln. Voraussetzung: Gefahr in Verzug. Die Ortung über die Netze der Mobilfunkbetreiber ist im Vergleich zur Ortung mittels GPS relativ ungenau. Die Angaben über Messfehler variieren, Mobilfunkbetreiber sprechen von 50 Metern plus/minus, die Polizei spricht von 300 Metern.

In Deutschland haben auch Hobbyspione Zugriff auf diese Möglichkeit – zum Missfallen von Datenschützern. Einmalig (und heimlich) per SMS aktiviert, kann das eingeschaltete Mobiltelefon des Ehepartners mithilfe von Internetdiensten bundesweit geortet werden. Die einschlägige Website www.ehebruch24.de etwa verrechnet pro Ortung 99Cent. Inzwischen gibt es jedoch viele Dienste, die diesen „Service“ anbieten. Der deutsche Bundesbeauftragte für Datenschutz fordert inzwischen strengere Zugangsrichtlinien.

Neuer Google-Dienst

In Schweden ist der Handy-Hersteller Nokia gerade dabei, gemeinsam mit einem privaten Sicherheitsdienst ein gigantisches Überwachungsnetz über das gesamte Land zu ziehen. Kunden sollen künftig gegen Entgelt erfragen dürfen, wo sich der Halter eines bestimmten Mobiltelefons gerade aufhält. Gedacht ist das System, das nur mit GPS-Handys funktioniert, für Familien, Rettungsdienste, aber auch Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter kontrollieren wollen.

Weltweit soll der Standortfinder des Internet-Riesen Google funktionieren. „Latitude“ verknüpft dabei via Mobilnetz und GPS erhaltene Daten zu einem Bewegungsprofil, das registrierten Freunden via Google-Map zeigt, wo sich der Mobilfunknutzer gerade befindet. Laut Google lege man Wert auf Datenschutz. Eine Ankündigung, die den Konzern in Bezug auf die „Sünden“ der Vergangenheit entlasten soll. Schon länger ist bekannt, dass die Suchmaschine Suchanfragen ihrer Nutzer protokolliert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2009)

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