Anklage gegen Dieter Althaus

(c) AP (Eckehard Schulz)
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Thüringens Ministerpräsident muss sich vor dem Bezirksgericht Irdning verantworten. Trägt er die Schuld am Tod einer 41-jährigen Slowakin?

Graz/Wien (ag, zoe). Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, der am Neujahrstag in der Steiermark in einen tödlichen Skiunfall verwickelt war, wird wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft Leoben teilte am Montag mit, dass der entsprechende Antrag dem zuständigen Bezirksgericht Irdning übermittelt wurde.

Der CDU-Politiker war am 1. Jänner auf der steirischen Riesneralm in einen tragischen Skiunfall verwickelt: Althaus prallte auf der Piste mit einer 41-jährigen gebürtigen Slowakin zusammen. Die Mutter eines einjährigen Sohnes starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Althaus wurde mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus Schwarzach im Salzburger Pongau gebracht, wo er drei Tage im Koma lag. Knapp eine Woche später wurde er in die Universitätsklinik Jena überstellt.

In der Begründung für die Anklage heißt es, der Politiker sei die Piste „Die Sonnige“ talwärts gefahren und im Kreuzungsbereich „gegen die Fahrtrichtung“ in die Panoramapiste eingebogen. Nach zwölf bis 14 Metern sei er mit der talwärts fahrenden Frau kollidiert. Beata C. erlitt tödliche Schädelverletzungen.

Auf das Recht zur Vernehmung hat Althaus aber verzichtet, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leoben, Walter Plöbst. In einer schriftlichen Stellungnahme habe der Politiker nachvollziehbar erklärt, keine Erinnerung an den Unfallverlauf zu haben und daher keine Angaben zum Unglück machen zu können. Althaus gab auch bekannt, die Verantwortung für den Tod der Frau zu übernehmen.

Beata C. wurde unter großer Anteilnahme in der Pfarrkirche im oststeirischen Riegersburg beigesetzt. Auch Dieter Althaus' Ehefrau Katharina sowie die thüringische Vizepräsidentin Birgit Diezel waren unter den Trauergästen und kondolierten dem Witwer. Der Anwalt der Familie steht derzeit in Verhandlungen mit Althaus' Anwälten über Schadenersatzforderungen. Beide Seiten wollten sich rasch außergerichtlich einigen. Das Geld soll dem Sohn des 41-jährigen Opfers zukommen.

„Nicht der Alte“

Über Dieter Althaus' Gesundheitszustand wird viel spekuliert: Seit Mitte Jänner befindet er sich in einer Rehabilitationsklinik am Bodensee. Seine Ärzte zeigen sich mit seinen Fortschritten zufrieden und sind davon überzeugt, Althaus könne schrittweise auf die politische Bühne zurückkehren.

Allerdings werde es noch mindestens zwei bis drei Monate dauern, bis der 50-Jährige wieder aktiv in das Geschehen eingreifen könne. Spätestens vor den Landtagswahlen Ende August will der Ministerpräsident jedenfalls wieder in die Politik einsteigen.

Althaus' Bruder Uwe warnte aber vor allzu übertriebenen Erwartungen an den gesundheitlich schwer Angeschlagenen. Dieter Althaus sei „definitiv nicht der Alte, weder im Aussehen noch in seinen Verhaltensweisen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2009)

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