Handgranatenmord: Angeklagter gesteht und schweigt

Die drei Angeklagten am Mittwoch vor Gericht
Die drei Angeklagten am Mittwoch vor GerichtAPA/ROLAND SCHLAGER
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Gemeinsam mit seiner Schwester und einem Bekannten stand Kristijan H. (35) als Doppelmörder in Wien vor Gericht.

Es kommt eher selten vor, dass Angeklagte im Prozess von ihrem Recht zu schweigen Gebrauch machen. Dies mache vielleicht keinen guten Eindruck, störe vielleicht den Richter, wird vermutet. Kristijan H., schwarz glänzender Anzug, weißes Hemd, Modefrisur, geht jedoch genau diesen Weg. „Schuldig“, sagte er am Dienstag im Gerichtssaal über sich selber, fügte aber gleich an, er wolle hier, vor den Geschworenen, keine Aussage (mehr) machen. Der 35-Jährige hat am 11. Jänner dieses zwei Männer getötet. Der Staatsanwalt nennt das Doppelmord.

Die Ausführung der Tat war außergewöhnlich: Der Salzburger Transportunternehmer Zlatko N. (35) starb durch drei Revolverschüsse, einen in den Kopf, zwei in die Brust. Der Kraftfahrer Horst Waldemar W. (57) aus Deutschland verblutete, nachdem eine Handgranate vor seinen Füßen detoniert war. Um die Tat auszuführen war der Täter zu seinen Opfern in ein Auto eingestiegen.
H. (er lebte zuletzt in Neumarkt, Salzburg) hatte die Männer, Geschäftspartner von ihm, unter dem Vorwand zu dem Treffen in der Odoakergasse in Wien-Ottakring gelockt, er habe ein Geschäft mit Mineralöl an Land gezogen. Nachdem er von N. 20.000 Euro für eine angebliche Investition kassiert hatte, enthüllte er, dass es das Geschäft gar nicht gebe.

Revolver mit Ladehemmung

All dies spielte sich in dem Auto, mit dem die späteren Opfer gekommen waren, einem BMW X5, ab. In dem Fahrzeug fielen auch die Schüsse. Die Handgranate, eine Splitterhandgranate aus dem Balkankrieg, hatte H. nur scharf gemacht, weil der Revolver (Smith & Wesson), den er sich um 300 Euro in Kroatien beschafft hatte (für die Granate zahlte er ebendort 200 Euro), Ladehemmungen hatte.

H. zog also den Splint, ließ die Granate vor den Füßen des Deutschen fallen und sprang aus dem Auto. Die Druckwelle der Detonation war so stark, dass es den davon laufenden Täter umriss. Der nun als Komplize angeklagter Serbe Dejan V. (30), der einige Meter von dem Auto entfernt gewartet hatte, wurde durch einen Splitter am Bein verletzt. Die Schwester von H., Renata H. (43, sie ist Mutter eines Kleinkindes), wartete in einem Auto und brachte die beiden Männer vom Tatort weg.

Schluchzend und zitternd saß Renata H. nun zwischen den beiden Männern auf der Anklagebank im völlig überfüllten Saal 203 des Wiener Straflandesgerichts. Ja, sie habe gewusst, dass ihr Bruder bewaffnet gewesen sei, aber habe sich nicht gedacht, dass er jemand umbringen werde. Sie habe sich nämlich gar nichts gedacht. Sie sehe aber ein, dass genau dieses Abschalten "katastrophal" gewesen sei. Auch Dejan V. will nicht gewusst haben, dass H. vorhatte, jemand zu töten.

Öl an der Finanz vorbeigeschmuggelt

Die hochkarätige Anwälte-Riege versuchte das Bild eines mörderischen Trios zu korrigieren. Verteidiger Philipp Winkler meinte, H. sei nach dem Schmuggel von Dieselöl von den beiden späteren Opfern - diese hatten bei den an der Finanz vorbeigesteuerten Ölgeschäften mitgemischt - unter Druck gesetzt und bedroht worden. H. selber schwieg zwar, soviel brachte er dann aber doch über die Lippen: "Die Drohungen gegen mich und meine Familie gehen weiter, auch hier im Haus." Gemeint ist damit die Justizanstalt Wien-Josefstadt, wo H. - wie die beiden Mitangeklagten auch - in U-Haft sitzt. Dann unterstrich Anwalt Winkler noch, dass sein Klient nicht durchgehend schweige, sondern vor der Polizei und vor dem Staatsanwalt sehr wohl ausgesagt habe.

Verteidiger Nikolaus Rast sagte namens der angeklagten Schwester: Die Frau sei „nie im Leben eine eiskalte Profikillerin“. Nur Stunden vor der Tat sei sie übrigens von einem Urlaub in der Dominikanischen Republik nach Hause gekommen. Dies spreche doch wohl dagegen, dass sie an der Planung der Tat beteiligt gewesen sei.

Und Advokat Ernst Schillhammer wies darauf hin, dass sein damals bei dem BMW wartender Klient Dejan V. doch selber hätte tot sein können. Hätte er gewusst, was kommen wird, wäre er doch nicht während der Detonation in der Nähe des Fahrzeugs gestanden. Heute, Donnerstag wird weiterverhandelt.

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