Im Zuge der Operation "Sledgehammer" wurden 935 Verdächtige in Österreich ausgeforscht. Unter den Beschuldigten befinden sich auch Politiker, Ärzte und Lehrer.
Im Zuge von internationalen Ermittlungen ist der bisher größte Kinderpornografie-Fall in der österreichischen Kriminalgeschichte aufgeklärt worden. Ausgehend von einer kroatischen Internet-Seite konnten insgesamt 935 Verdächtige in Österreich ausgeforscht werden. 189 Personen davon konnte im Zuge der Operation "Sledgehammer" die Weitergabe von kinderpornografischem Material nachgewiesen werden. Die Aufnahmen zeigten fünf- bis zwölfjährige Kinder aus den USA und Paraguay. Bei 97 Verdächtigen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
Unter den Beschuldigten befinden sich auch Politiker und Lehrer. Vom Täterprofil her seien die verdächtigen Männer aus jeglicher privaten und beruflichen Schicht, betonte Ermittlungsleiter Harald Gremel vom Bundeskriminalamt. Ärzte, ein Anwalt, Ministeriumsmitarbeiter, Gemeindebedienstete sowie weitere Beamte zählen zu den mutmaßlichen Tätern.
14.000 Disketten sichergestellt
Fast ein Drittel der Beschuldigten stammt aus Wien, auch in der Steiermark und Niederösterreich gibt es eine große Zahl an Beschuldigten. In der Bundeshauptstadt führten die Ermittler anhand von 291 Datensätzen bei 94 Männern Hausdurchsuchungen durch. Dabei wurden rund zahlreiche Computer und Festplatten sowie 14.000 Disketten sichergestellt. Gefunden wurden weiters verbotene Waffen plus Munition sowie eine Hanfplantage. Manche Verdächtige waren bereits vorbestraft bzw. amtsbekannt, so Gremel.
Insgesamt wurden bei den seit Jänner 2008 laufenden Erhebungen 935 verdächtige Österreicher identifiziert. Gegen den Großteil - 624 Männer - musste das Verfahren eingestellt werden, da sie das Material im Internet angesehen, jedoch nicht heruntergeladen hatten, erklärte der Ermittlungsleiter: "Sie machten auch gar keinen Hehl daraus." Laut der geltenden Gesetzeslage ist das bloße Ansehen von Videos nicht strafbar.
12 Millionen Besuche in 3 Tagen
Entdeckt wurde der Kinderpornografie-Ring von den kroatischen Behörden bereits Ende 2007. Bei einer Überwachung der Homepage wurden innerhalb von drei Tagen zwölf Millionen Besuche gezählt, die 144.285 IP-Adressen in 170 Ländern zugeordnet werden konnten.
(APA/Red.)