Salzburg: Eine Seilbahn über die Autobahn

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Im Pongau soll ein spektakuläres Liftprojekt mit sieben Kilometern Länge zwischen Zauchensee und Flachau entstehen – und über die Tauernautobahn führen.

Salzburg. Drei Seile, sieben Kilometer, fünf Stützen, 68 Kabinen, 19 Minuten Fahrzeit von Berg zu Berg: Das sind nur einige Eckdaten eines der wohl spektakulärsten Liftprojekte in Europa. Die Seilbahngesellschaften von Flachau und Zauchensee wollen die derzeit längste Drei-Seil-Umlaufbahn der Welt errichten, um ihre Skigebiete über ein Tal und die Tauernautobahn hinweg direkt mit einem Lift zu verbinden. Derzeit kommen die Wintersportler mit dem Skibus oder dem Pkw von Flachau nach Zauchensee.

„Eine Liftverbindung zwischen den beiden Orten entspricht seit Langem dem Wunsch unserer Gäste“, begründete Veronika Scheffer, Geschäftsführerin der Zauchensee Liftgesellschaft, am Dienstag, wie die Idee zu dem Megaprojekt entstanden ist. Die Region kommt pro Winter auf etwa 1,6 Millionen Nächtigungen und verfügt über 25.000 Gästebetten. Im Wettbewerb um die Skitouristen brauche es derartige Zukunftsinvestitionen, sind die Projektbetreiber überzeugt. Zwischen 50 und 60 Millionen Euro wollen die beiden Liftgesellschaften in die Hand nehmen, um die Seilbahn zu realisieren.

Schon derzeit verfügt der Skiverbund Amadé, zu dem Flachau und Zauchensee gehören, über 270 Lifte und 760 Kilometer Piste. Neue Abfahrten werden bei dem Projekt nicht entstehen, es geht nur um die Liftverbindung. Will man derzeit mit Bus und Lift von Flachau nach Zauchensee auf den Berg, muss man gut 40 Minuten einkalkulieren. Mit der Bahn soll man nur 19 Minuten unterwegs sein. Die lange Seilbahn kommt mit zwei Bergstationen, eine im Bereich der Lisaalm in Flachau und eine auf dem Rosskopf in Zauchensee, und einer Umlaufstation am Rohrstein sowie fünf bis zu 90 Meter hohen Stützen aus. Am höchsten Punkt befinden sich die Passagiere rund 300 Meter über dem Boden, berichtete Flachau-Geschäftsführer Ernst Brandstätter. Trotz enormer Entfernungen bis zu 2,5 Kilometer zwischen den Stützbauwerken, bleibt die Bahn bis zu einer Windstärke von 120 km/h stabil. Die Projektbetreiber wollen sich in den nächsten Monaten um die nötigen Genehmigungen bemühen. Erste Reaktionen der Behörden seien positiv, sagte Scheffer. Die Liftverbindung reduziere den Verkehr in der Region, die Bergstationen befänden sich schon im erschlossenen Skigebiet. Ziel ist es, die Bahn im Winter 2017/18 zu eröffnen.

(C) DiePresse

Widerstand gegen das Projekt

Doch nicht alle freuen sich über das Projekt – und es regt sich bereits einiges an Widerstand. So lehnen die Naturfreunde Salzburg die „Mega-Gondelbahn“ ab. Der „Skigebietsvergrößerungswahn“ müsse gestoppt werden, fordern sie. „Der Einschnitt in die Landschaft ist verheerend“, sagte Vorsitzender Andreas Haitzer. „Das Bundesland Salzburg verfügt bereits über ein riesiges Netz an Pistenkilometern und beste Lift- und Gondelverbindungen. Der Zenit ist erreicht, irgendwann muss Schluss sein.“

Auch die These, wonach nur immer größer werdende Skigebiete eine sichere Zukunft hätten, können die Naturfreunde nicht nachvollziehen. Viel wichtiger als immer mehr Pistenkilometer seien Qualität, also moderne bestehende Anlagen, ein attraktives Zusatzangebot zum Skifahren, das die ganze Familie anspreche, und auch Tarife, die man sich leisten kann. Besonders Familien mit durchschnittlichem Einkommen würden unter den hohen Preisen leiden. „Skifahren soll kein Elitesport werden, weil es sich nur mehr Reiche leisten können“, sagte Haitzer.

Die Devise „immer größer, schneller, teurer“ sei ein Irrweg, warnte auch Sophia Burtscher, Naturschutzreferentin der Naturfreunde Salzburg. „Speziell, wenn es sich dabei um die Beeinträchtigung der durch die alpine Skifahrt ohnehin schon sehr beanspruchten Salzburger Bergwelt handelt.“ Ein erfolgreicher Tourismus werde auch in Salzburg nachhaltig und sanft ausgerichtet sein, meint sie. „Raubbau an der Natur werden unsere Kinder und Enkel bezahlen müssen.“

AUF EINEN BLICK

Projekt. Im Salzburger Pongau wollen die Liftgesellschaften Flachau und Zauchensee die längste Drei-Seil-Umlaufbahn der Welt errichten. Sie soll den Bereich der Lisaalm in Flachau und den Rosskopf in Zauchensee verbinden.

Die Bahn wird den Plänen zufolge zwischen den Einsteig- und Aussteigstationen mit einer Umlenkstation und nur fünf Liftstützen auskommen und die Tauernautobahn überspannen. Für die 7,2 Kilometer lange Strecke zwischen Flachau und Zauchensee benötigt man 19 Minuten. Pro Stunde kann die Seilbahn mit 68 Kabinen bis zu 3000 Personen befördern. Die Stützen werden zwischen 21 und 90 Meter hoch sein. Das längste Spannfeld zwischen zwei Stützen wird zweieinhalb Kilometer lang sein, die Gäste in bis zu 310 Meter Höhe über dem Boden schweben. Neue Pisten sind nicht geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2014)

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