„Familien fühlen sich von der Arbeitswelt im Stich gelassen“

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Symbolbild: Familie-Karriere(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Laut einer Studie wünschen sich Eltern mehr Flexibilität.

Wien. Was, wenn der Sohn plötzlich krank wird? Oder die Tochter früher von der Schule abgeholt werden muss? Viele Eltern fühlen sich in diesen Fällen im Berufsleben nicht ausreichend unterstützt. Zu unflexibel sind die Arbeitszeiten – zu wenig die Angebote für Betreuungseinrichtungen.

Das ergibt eine Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF), die im Auftrag des Familienministeriums 2013 durchgeführt wurde. Rund 2000Menschen in Österreich wurden dazu befragt. Die Ergebnisse wurden von Ressortchefin Sophie Karmasin und ÖIF-Chef Wolfgang Mazal präsentiert. „Die Vereinbarkeit in Österreich ist fernab von optimal gelöst“, meinte die Ministerin. Die Familien „fühlen sich von der Arbeitswelt deutlich im Stich gelassen“, legte Mazal nach. Auch von der Politik wünschen sich die Menschen mehr Engagement.

In Zahlen bedeutet das: Was die Flexibilisierung der Arbeitszeiten betrifft, fühlen sich 63 Prozent der betroffenen Männer und 77 Prozent der Frauen zu wenig unterstützt. 49Prozent der männlichen Elternteile wünschen sich mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit – bei den Frauen sind es 56Prozent. Das unterstützt die politischen Forderungen der ÖVP. Aber auch ein „hochwertiges Betreuungsangebot für Kinder“ wird laut 63 Prozent zu wenig gefördert. Und: Fast 80 Prozent der Frauen und 55Prozent der Männer orten zu wenig Gleichstellung im Familien- und Erwerbsleben.

Verhandlungen zu Kindergeld

Eine Maßnahme, von der sich Karmasin mehr Zufriedenheit erhofft, ist die Reform des Kinderbetreuungsgeldes. Noch vor dem Sommer will die Ministerin mit dem Koalitionspartner einen Begutachtungsentwurf erarbeiten. Die politischen Gespräche dazu starten im Februar oder März. Karmasins Wunsch ist jedenfalls klar: Das einkommensabhängige Kindergeld soll bestehen bleiben. Aber die Pauschalvarianten (von 14 bis 36 Monaten Bezug) sollen zu einem flexibleren Konto zusammengeführt werden – auf dem ein bestimmter Betrag für einen Zeithorizont zur Verfügung steht.

Neben der Vereinfachung soll die Reform auch einen höheren Väteranteil bringen. Unter anderem durch den Partnerschaftsbonus, den sich Karmasin wünscht. Dieser soll greifen, wenn sich Eltern die Erziehung 40:60 oder 50:50 aufteilen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2015)

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