Wiener Wagendorf: Aussteiger siedeln in die Donaustadt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wien schlägt neuen Standort für das Wohnprojekt vor. Die Stadt Wien, die schon seit Längerem nach einem alternativen Standort sucht, ist nun im 22. Bezirk fündig geworden.

Wien(mpm). Die umstrittenen Aussteiger werden zu Umsiedlern: Die rund 20 Bewohner des „Wagenparks", die derzeit inmitten von Gemüsefeldern in der Simmeringer Kimmerlgasse in Wohn- und Bauwägen leben, werden den elften Bezirk verlassen. Und das sogar freiwillig.
Was nicht selbstverständlich ist, denn die Wagenparkbewohner bekämpfen seit dem Vorjahr eine Räumungsklage der Baubehörde, das Verfahren ist derzeit beim Verwaltungsgerichtshof anhängig. Wie das ausgeht, scheint nun weniger wichtig: Denn der Wagenpark wird sowieso im Sommer in die Donaustadt übersiedeln.

Die Stadt Wien, die schon seit Längerem nach einem alternativen Standort sucht, ist nun im 22. Bezirk fündig geworden, wie eine Sprecherin von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) sagt: Der Wagenpark müsse vom derzeitigen Standort weg, „wir wollen diesem Lebenstraum aber entgegenkommen". Der 22. Bezirk sei einverstanden, auch die Wagenburgbewohner sprechen - wohl auch, weil sie wegen der Räumungsklage wenig Alternativen haben - von einem „vernünftigen Angebot".

„So bald wie möglich", vermutlich im Sommer, wird sich Österreichs einzige Wagenburg jenseits der Donau ansiedeln. Wo genau, will die Stadt noch nicht verraten, da die (wenigen) Anrainer noch nicht informiert wurden. Es dürfte sich um ein Grundstück in der Nähe der Lobau handeln, das der Stadt Wien gehört und an die Wagenburgmitglieder vermietet wird. Der Vertragsabschluss steht noch aus, dürfte aber so gut wie fix sein.

Probleme mit der Baubehörde

Damit siedelt der Wagenpark seit seiner Gründung 2006 zum dritten Mal um. Beliebt war das alternative Wohnprojekt in der Stadt nie. Vom ersten Standort nahe dem Zentralfriedhof zogen die Wohnwägen an den Alberner Hafen, auch dort wurden sie von der Stadt vertrieben. Der derzeitige Standort am Stadtrand im Gemüseanbaugebiet schien ob seiner Abgelegenheit ideal, doch auch hier bekämpft vor allem ein Nachbar die Wohngemeinschaft und klagt über Lärm und Müll.

Noch größer waren aber die Probleme mit der Baubehörde: Da der Grund für landwirtschaftliche Nutzung gewidmet ist, verstößt die Wagenburg gegen die Wiener Bauordnung. Der Grund müsste als Bauland (die Wohnwägen gelten als „Häuser") oder zumindest als Zeltplatz gewidmet sein. Eine Räumungsklage war die Folge, die wegen formaler Fehler in zweiter Instanz aufgehoben wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2009)

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