Wandernde Diebe: Einbrüche verlagern sich

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Laut Statistik gab es in Österreich im Jahr 2014 weniger Cybercrime, Gewalt- und Wirtschaftskriminalität. Dafür ist die Zahl der Einbrüche gestiegen. „Reisende Tätergruppen“ wären vor allem in Oberösterreich und Salzburg unterwegs.

Wien. Gleich einmal vorweg: Insgesamt dürfte die Kriminalität in Österreich gesunken sein. In jedem Bundesland. Wenn man sich auf die Zahl der Anzeigen verlässt, ist sie sogar auf einem Tiefstand seit zehn Jahren. Gab es 2005 noch 604.229 Anzeigen, waren es 2014 nur mehr 527.692. Im Vergleich zu 2013 gab es einen Rückgang von 3,4 Prozent. Und das bei einer gestiegen Bevölkerungszahl. So das Ergebnis der Kriminalstatistik 2014, die am Donnerstag im Innenministerium präsentiert wurde.

Den größten Rückgang gab es bei Diebstählen von Kraftfahrzeugen. Hier fiel die Zahl von 3882 gestohlenen Fahrzeugen auf 3347 (minus 13,8 Prozent). 2005 wurden noch 10.446 Fahrzeuge gestohlen.

User werden vorsichtiger

Auch die Cyberkriminalität ist um 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Was vor allem an den (erstmals) gesunkenen Zahlen in der Unterkategorie Internetbetrug (von 7667 auf 6635) liegen dürfte. Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK), erklärte das auch mit verstärkt lancierten Präventionsprogrammen. „Es gibt bei Weitem nicht mehr die Masse an naiven Anwendern“, so Lang. Freilich, im Zehn-Jahres-Vergleich sind die Cybercrime-Delikte gestiegen – und werden wohl noch lang nicht mehr auf den Wert von 2005 (1794 Anzeigen) zurückfallen.

Ebenfalls zurückgegangen ist die Wirtschaftskriminalität. Um 9,8 Prozent auf 49.620 Anzeigen. Wobei nur 2,2 Prozent große Wirtschaftsdelikte (wie Untreue) ausmachen würden, so Rudolf Unterköfler, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im BK. Dafür liegt der Schaden bei solchen Delikten oft in Milliardenhöhe.

Eine leichte Entspannung gibt es auch bei Gewaltverbrechen. Die Gewaltkriminalität ist um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 40.186 Anzeigen gefallen. Wobei gerade bei schweren Delikten ein Allzeittief erreicht wurde. 38 Morde gab es im Jahr 2014. In Wien – wo geschätzte 60 Prozent aller Verbrechen passieren – waren es nur zehn.

Gefährliche Dämmerung

Wenn da nicht das Sorgenkind Einbrüche wäre. Die Einbrüche in Häuser und Wohnungen sind 2014 (gering) im Vergleich zu 2013 gestiegen, nämlich von 16.548 auf 17.109 Anzeigen. Weniger als noch vor zehn Jahren, trotzdem hat Österreich damit den höchsten Wert im Fünfjahresvergleich. 2010 gab es noch 15.681 Anzeigen wegen Wohnungs- und Hauseinbrüchen.

Das Innenministerium erklärte die Zunahme mit besonders vielen Dämmerungseinbrüchen zu Winterbeginn 2013/2014. Wobei sich die Einbrüche verlagert hätten, sagte Ernst Geiger, Leiter der Abteilung Ermittlungen und Allgemeine Kriminalität im BK. Von Osten in den Westen, entlang der Autobahn. Vor allem die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg seien im Vorjahr von Einbrüchen betroffen gewesen. Die Einbrecher seien meist „reisende Tätergruppen“, davon viele aus den Balkanländern, so Geiger. Er schätzt, dass 70 Prozent der Wohnraumeinbrüche von Fremden begangen würden, die eine Anlaufstelle in Österreich hätten. Starken Zuwachs gab es bei Einbrüchen in Häuser, die Zahl der Wohnungseinbrüche sei hingegen gesunken.

Die Migration zeigt sich auch anderswo. So ist die Zahl der Delikte in den Grenzbezirken im Osten Österreichs auch in diesem Jahr wieder gefallen. In Niederösterreich im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent, im Burgenland im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent.

Weniger Trafiken überfallen

Laut der Statistik werden auch weniger Banken, Tankstellen und Trafiken überfallen, dafür mehr Juweliere (von 24 auf 27). Wurden 2013 noch 94 Tankstellenüberfälle zur Anzeige gebracht, waren es im Vorjahr nur mehr 40. Bei den Trafiken fiel die Zahl von 54 auf 35 und bei den Banken von 79 auf 63.

Was einen anderen Trend bestätigen dürfte: Banküberfall zahlt sich – auch weil die Bargeldbestände vor Ort reduziert wurden – nicht mehr so aus wie Wirtschaftsbetrug im Internet. (win)

APA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)

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