Länder streiten um Kinder-Reha

(c) FABRY Clemens
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Vier Versorgungszentren für Kinder-Rehabilitation sind fixiert. Aber um die Standorte wird mühsam gerungen. In der Ostregion hat das KH Rosenhügel gute Chancen.

Wien. Wenn Kinder in Deutschland nach einem Spitalsaufenthalt eine Rehabilitation brauchen, dann stehen ihnen Dutzende spezielle familienorientierte Einrichtungen zur Verfügung. In Österreich werden Kinder in so einem Fall in Erwachsenen-Einrichtungen betreut – oder sie werden ins Ausland geschickt. Umso größer war daher die Freude bei betroffenen Eltern und Gesundheitsexperten, als sich im vergangenen Sommer die Bundesländer und die Sozialversicherung einigten, wie die Kosten für spezielle Kinder-Rehabilitations-Zentren aufzuteilen seien. „Der optimalen Versorgung schwerkranker Kinder nach einer Krankheit oder einem Unfall steht nun nichts mehr im Weg,“ sagte der damalige Gesundheitsminister Alois Stöger.

Eigentlich sollte das Projekt Kinder-Reha schon längst in der Phase der konkreten Planung sein, doch es spießt sich – und das liegt wieder einmal an Bundesländer-Begehrlichkeiten. Grundsätzlich wurde nämlich vereinbart, dass es nicht in jedem Bundesland eines, sondern dass es in ganz Österreich vier spezielle Zentren geben soll (Ost, Süd, Mitte und West).

Vor allem um den Reha-Standort für die Ostregion (Wien, Niederösterreich, Burgenland) wird derzeit heftig gerungen. Schon vor Monaten hat die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely Wien als geeignetsten Standort vorgeschlagen. Doch bald darauf hat auch das Land Niederösterreich die Hand gehoben und den Ost-Standort für sich beansprucht. Vorgeschlagen wurde der Ort Bad Erlach bei Wiener Neustadt.

Entscheidung bis Sommer?

In Wien hat das Neurologische Krankenhaus Rosenhügel in Hietzing (betrieben von SVA und Vamed) die besten Karten, als Standort ausgewählt zu werden. Aber auch das Orthopädische Krankenhaus Speising, das von der Vinzenz-Gruppe betrieben wird, hat angegeben, dass auf seinem Gelände Platz für eine entsprechende Reha sei. Für beide gibt es bereits sogenannte positive Bedarfsbescheide; das heißt, sie sind in der engeren Wahl. Möglich ist auch, dass die beiden nebeneinander liegenden Spitäler zusammenarbeiten und gemeinsam den Zuschlag erhalten.
Die Fäden laufen beim Hauptverband zusammen. Dort wird betont, dass derzeit an den Ausschreibungen für qualitativ hochstehende Zentren gearbeitet werde. Die Standortentscheidung könne dann bis zum Sommer getroffen werden.

Maßgeblich beteiligt daran, dass es überhaupt eine Einigung über die Finanzen gegeben hat, war Markus Wieser. Er hat schon vor Jahren eine private Initiative für Kinder- und Jugendlichen-Rehabilitation gegründet (www.initiative-kinderreha.at) und damit Druck erzeugt. Mit der momentanen Verzögerung ist er nicht zufrieden. „Ich möchte raschest, dass das gelöst wird und nicht politisches Kleingeld auf dem Rücken der Kinder gemacht wird. Die Kinder müssen im Vordergrund stehen und nicht die Interessen der Länder.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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