Kinderpornografie: Mehr Hinweise, weniger Treffer

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KINDERPORNOGRAFIE: PK �OPERATION FLO�(c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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8792 Meldungen wegen Kinderpornografie und NS-Wiederbetätigung im Internet wurden der NGO Stopline 2014 gemeldet – um 45 Prozent mehr als im Jahr davor.

Wien. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl wieder gestiegen – und das um 45 Prozent: 8792 Meldungen wegen Kinderpornografie und nationalsozialistischer Wiederbetätigung im Internet sind bei der Meldestelle Stopline im Jahr 2014 eingegangen. 2013 waren es 6070Meldungen, im Jahr davor 2615.

Die Zahl der Inhalte, die von der Organisation 2014 tatsächlich als illegal eingestuft wurden, sei mit 1019 (davon 995 kinderpornografische und 25 im Bereich NS-Wiederbetätigung) allerdings rückläufig, hieß es bei der Präsentation des Jahresberichts am Dienstag in Wien. Im Vorjahr wurden noch 25Prozent der Meldungen als illegal einstuft, der Durchschnitt in den vergangenen 15 Jahren lag bei 20 Prozent. Den Widerspruch zwischen mehr Meldungen und einem Rückgang bei den als illegal eingestuften Inhalten erklärte Barbara Schloßbauer, Leiterin der Stopline, mit der konstanten Berichterstattung der Medien, die zu einer deutlichen Sensibilisierung beim Thema sexueller Missbrauch von Kindern führe. Der Nachteil dabei: User würden „immer häufiger auch Bilder melden, die zwar Minderjährige nackt abbilden, aber nicht unter Kinderpornografie fallen“. Ein typisches Beispiel seien etwa Fotos eines nackten, spielenden Kindes am Strand, bei dem keine Missbrauchssituation und kein Fokus auf Geschlechtsteile vorliege. Trotzdem wollte Schloßbauer im Gespräch mit der „Presse“ die Zahl nicht verharmlosen. Die 1019 illegalen Inhalte seien „der dritthöchste Wert“ seit Gründung der NGO im Jahr 1998.

Anonyme Meldungen

Die Meldung der Inhalte erfolgt ausschließlich anonym. Daher konnte Schloßbauer auch nicht sagen, in welchem Bundesland besonders viel gemeldet wird. Der Großteil der Hinweise habe aber Inhalte betroffen, die auf ausländischen Servern lagern. In vier Fällen von Kinderpornografie und einem Fall von NS-Wiederbetätigung konnten österreichische Server lokalisiert werden. In solchen Fällen werde dann sofort die Exekutive, mit der die NGO zusammenarbeitet, informiert. Stopline setzt sich wiederum mit den betroffenen Providern in Verbindung. „Im Schnitt dauert es drei Stunden, bis das Material dann von den heimischen Providern aus dem Netz entfernt wird“, erklärt sie.

Wird das Material auf einem ausländischen Server gelagert, informiere Stopline eine Partnerorganisation im betroffenen Land, die dann aktiv werde. Die häufigsten illegalen Inhalte wurden 2014 in den USA gefunden (54 Prozent), die Niederlande folgten mit deutlichem Abstand (15 Prozent), ebenso Kanada mit zwölf und Russland mit fünf Prozent. (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)

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