HCB: Blut von Görtschitztalern überdurchschnittlich belastet

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Der Endbericht zu den Blutuntersuchungen nach dem HCB-Skandal liegt vor. - 84 Prozent der Getesteten liegen über dem Österreich-Durchschnitt. Umweltaktivisten fordern strengere Grenzwerte.

Die Bevölkerung des Kärntner Görtschitztales hat deutlich mehr Hexachlorbenzol (HCB) im Blut auf als der Durchschnittsösterreicher. Das ist das Endergebnis der bisherigen Blutuntersuchungen nach dem "HCB-Skandal". Wie das Land Kärnten am Freitag in einer Aussendung mitteilte, lagen 84 Prozent der 135 getesteten Menschen über dem österreichischen Durchschnittswert. Weitere Blutuntersuchungen sollen stattfinden.

Wie es im Bericht heißt, konnte nun ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Belastung und den HCB-Emissionen des Wietersdorfer Zementwerks festgestellt werden. Die hohe HCB-Belastung lasse sich vor allem mit der Aufnahme über die Nahrung, besonders über Milch und Fleisch, erklären: "Die Gruppe mit den relativ höchsten Werten bestand ausschließlich aus Personen, die sich überwiegend von Lebensmitteln aus eigener Produktion ernährten." Hohe HCB-Werte wurden auch bei Personen festgestellt, die in einem Umkreis von sieben Kilometern zum Zementwerk wohnen.

Aufgrund der Messergebnisse sei keine unmittelbare, akute Gesundheitsgefährdung zu befürchten, meinen die Experten. "Allerdings haben Studien gezeigt, dass HCB als hormonell wirksamer Fremdstoff auch in niedrigen Konzentrationen bereits zu einer Belastung der Entgiftungs- und Stoffwechselvorgänge führen kann", stellte Michael Kundi von der Medizinischen Universität Wien fest. Oberste Priorität müsse deshalb darin liegen, sicherzustellen, dass keine weitere HCB-Belastung der Menschen im Görtschitztal erfolgt.

Die bereits auf HCB getesteten Personen sollen jetzt weiter untersucht werden, kündigte Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner an: "So können wir Rückschlüsse auf den Abbau von HCB im menschlichen Organismus ziehen." Aber auch bisher nicht untersuchte Kinder und junge Erwachsene aus dem Görtschitztal sollen noch getestet werden.

Keine österreichischen Referenzwerte für HCB

Zur Unterstützung der beschleunigten Ausscheidung von des HCB wird die Einnahme von Pflanzenölen, wie Sonnenblumenöl, Maiskeimöl oder Olivenöl, empfohlen. Von Kürbiskernöl, das ja per Gesetz mehr HCB enthalten darf, sollen die Görtschitztaler lieber die Finger lassen. Helmut Burtscher, Umweltchemiker von Global 2000, forderte erneut eine Absenkung der bestehenden EU-Grenzwerte für HCB in Milch und Fleisch: "Der Bericht hat deutlich gemacht, dass die geltenden HCB-Grenzwerte für Lebensmittel ganz und gar nicht sicher sind."

Verglichen wurde das Blut der Görtschitztaler mit Stichproben aus der Österreichischen Ernährungsstudie 2010 bis 2012. Es gibt nämlich keine österreichischen Referenzwerte für HCB.

(APA)

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