Goldenberg-Bande: Boss muss in Haft

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Mit einem Schuldspruch endete die Verhandlung gegen den Anführer der in Wien Favoriten angesiedelten 150-köpfigen Goldenberg-Jugendbande.

Wien. Drei Jahre Gefängnis für Magamed M. So lautet die Strafe für jenen jungen Tschetschenen, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern aus der Kriegsgegend rund um das damals schwerst umkämpfte Grosny nach Österreich geflüchtet ist und später in Wien Favoriten einen – von Sozialarbeitern durchaus beachteten – „Sport- und Kulturverein“ gegründet hat. Man könnte auch Straßengang sagen: Etliche junge Tschetschenen, aber auch junge Einwanderer aus anderen Ländern sowie einige Wiener schlossen sich der Gruppe an. Allein: Unter Magamed M. kennt man den nun verurteilten Boss kaum. Hingegen hat er es unter seinem Pseudonym Max Goldenberg zu lokaler Bekanntheit gebracht.

Dies ist etwa dem Umstand geschuldet, dass der Schriftzug Goldenberg in den vergangenen Jahren an so manche Hausmauer gesprayt wurde. Auch auf Facebook war M. ziemlich aktiv. Die Polizei vermutet, dass sich M. – frei nach dem Namen des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg – selbst einen Namen verlieh, der so ähnlich klingt: Goldenberg eben. Um die 150 Personen hatten sich zuletzt der Gang angeschlossen. Bei Weitem nicht alle waren in Verdacht geraten, Straftaten zu begehen. Sehr wohl aber hatte sich ein harter Kern herauskristallisiert. Diese Personen begingen Delikte, die der typischen Straßen-/Jugendkriminalität zuzuordnen sind: Überfälle auf Supermärkte, Körperverletzung, Drogendelikte.

Drei Jahre Gefängnis wurden es nun also für den 21-jährigen M. (Verteidigung: Timo Gerersdorfer). Und zwar wegen der Beteiligung an drei Raubüberfällen, schwerer Erpressung und Körperverletzung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Genau genommen gab es drei Goldenberg-Strafverfahren. Fast drei Dutzend Bandenmitglieder waren ursprünglich zur Anzeige gebracht worden. Schon vor einigen Tagen war der eigentliche Obmann des Sportvereins Goldenberg, der 21-jährige D., wegen Beteiligung an einem vollendeten und einem versuchten Raub verurteilt worden. „Das erbeutete Geld habe ich zum Fortgehen und zum Drogenkaufen verwendet“, hatte der junge Mann zugegeben. Er hatte – bedingt durch sein getrübtes Vorleben – vier Jahre Haft (nicht rechtskräftig), also mehr als nun Bandenboss M., bekommen.

Sechs Jahre für Pistolenmann

Laut Richter Daniel Rechenmacher sei die Bande ihrem Organisationsgrad nach einer kriminellen Vereinigung zumindest nahe gekommen. Magamed M. habe Vorbildwirkung gehabt. „Er wurde regelrecht auf ein Podest gestellt.“

Außer M. wurde nun auch ein 20-Jähriger verurteilt. Laut Urteil überfiel dieser, teils mit Mittätern, zwischen November 2014 und Jänner 2015 mit einer goldenen Gaspistole drei Supermärkte. Der junge Mann bekam sechs Jahre Freiheitsstrafe. Zwei weitere Angeklagte fassten zwölf Monate teilbedingt bzw. sechs Monate bedingt aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2015)

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