Hoch Annelie beschert Österreich die erste Hitzewelle des Jahres. Bis zum Wochenende wird es von Tag zu Tag heißer. Die Ausgangslage erinnert an den Sommer 2003, als der wärmste Juli seit Aufzeichnungsbeginn gemessen wurde.
Wien. So eindeutig ist eine Wetterprognose für die kommenden zehn Tage selten. In ganz Österreich bleibt es sonnig und heiß, bei äußerst geringer Gewittergefahr. Bereits heute, Mittwoch, wird in allen Bundesländern die 30-Grad-Marke (Kriterium für einen sogenannten Tropentag) überschritten. Dank einer stabilen Hochdrucklage (Annelie) über Mitteleuropa, die an jene im Rekordsommer 2003 erinnert, steigen die Temperaturen von Tag zu Tag. Am heißesten wird es voraussichtlich am Wochenende mit bis zu 38 Grad.
Die Hitzewelle – von der man spricht, wenn an mindestens fünf Tagen in Folge Temperaturen von 30 Grad oder mehr gemessen werden – hält auch in der kommenden Woche an. „Bis Mitte nächster Woche gehen wir nahezu fix davon aus, aber wahrscheinlich sogar noch länger“, sagt Clemens Teutsch, Meteorologe vom Wetterdienst Ubimet. „Eine sogenannte Omega-Hochdrucklage, die sich derzeit über Mitteleuropa eingestellt hat und Hitze aus Nordafrika zu uns bringt, hat die charakteristische Eigenschaft, sich für einen längeren Zeitraum zu halten. Das wissen wir aus Erfahrung.“
Teutsch zufolge stehen die Chancen gut, dass Österreich ein Traumsommer wie 2003 bevorsteht – mit mehr als 40 Tropentagen bescherte Hoch Michaela Mitteleuropa den heißesten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn. Denn die aktuellen Voraussetzungen mit der stabilen Omega-Hochdrucklage (auf der Wetterkarte sieht Hoch Annelie aus wie der griechische Buchstabe Omega) ähneln jenen Anfang Juli 2003.
Hitzeperiode dank Siebenschläferregel
Hinzu kommt die Siebenschläferregel. Sie besagt, dass die Wetterlage Ende Juni bzw. Anfang Juli auch in den folgenden (rund) sieben Wochen bestehen bleibt. „Diese Bauernregel stammt zwar aus dem Mittelalter, aber sie trifft in 60 bis 80 Prozent der Fälle zu“, betont Teutsch. „Und da auch der diesjährige Juni – ähnlich wie jener 2003 – außergewöhnlich warm begonnen hat und um ein bis eineinhalb Grad über dem langjährigen Durchschnitt liegt, ist es gut möglich, dass in Österreich der Sommer ähnlich heiß wird wie vor zwölf Jahren.“
Am heißesten wird es in den kommenden Tagen in Vorarlberg und Tirol bzw. in der Steiermark, Kärnten und im Burgenland, weil sich das Hochdruckgebiet vom Südwesten her nähert. Ab Montag verlagert sich die Hitze in den Osten – in Wien könnten dann bis zu 38 Grad möglich sein. Ab der kommenden Woche steigt durch die feuchtere Luft auch die Gewittergefahr. Vor allem entlang der Alpen sind einzelne Gewitter möglich. Ab dem Wochenende ist zudem mit sogenannten tropischen Nächten mit bis zu 22 Grad zu rechnen. Die höchsten Temperaturen in einem Juli wurden am 27. Juli 1983 mit 39,7 Grad in Dellach (Kärnten), am 1. Juli 1950 mit 39,3 Grad in Leibnitz (Steiermark) und am 5. Juli mit 39,3 Grad in Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich) gemessen. Der Juli 2013 war der zweitwärmste seit Messbeginn. Am 28. Juli wurden in Waidhofen an der Ybbs und in Bad Goisern (Oberösterreich) 39,2 Grad gemessen, in Grad Güssing (Burgenland) 39,1 Grad. „Grundsätzlich sind Hitzeperioden in Österreich nichts Besonderes“, sagt Teutsch. „Ein Ausreißer war 2014, aber in den Jahren zuvor gab es immer wieder längere Phasen mit mehr als 30 Grad. Längere Perioden mit 36 Grad oder bis zu 40Grad wie im Sommer 2013 sind hingegen sehr wohl ungewöhnlich für Österreich.“
AUF EINEN BLICK
Hitzewelle. Der Hochsommer ist in Österreich angekommen und wird in den kommenden zehn Tagen für Badewetter sorgen. Bereits heute wird überall die 30-Grad-Marke überschritten, bis zum Wochenende steigen die Temperaturen von Tag zu Tag – mit bis zu 38 Grad am Sonntag. Die Gewittergefahr ist sehr gering, erst Anfang nächster Woche ist entlang der Alpen mit vereinzelten Unwettern zu rechnen. Meteorologe Clemens Teutsch von Ubimet hält es für möglich, dass Österreich ein ähnlicher Rekordsommer wie 2003 bevorsteht. Denn die derzeit bestehende Hochdrucklage erinnert an jene vor zwölf Jahren. Zudem besagt die Siebenschläferregel, dass die Wetterlage Ende Juni bzw. Anfang Juli weitere sieben Wochen bestehen bleibt. In 60 bis 80 Prozent der Fälle trifft diese Bauernregel zu.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)