Villa für arbeitende Eltern und spielende Kinder

Bei Kraxlmaxl & Co. werden in einer alten Villa Kinder betreut, während Eltern arbeiten, netzwerken oder laufen.

„Die Idee ist aus der eigenen Not heraus entstanden“, sagt Cornelia Ternek zur Entstehungsgeschichte von Kraxlmaxl & Co. In einer Villa im Westen von Graz treffen sich Eltern zum Arbeiten oder um diverse Kurse zu besuchen (vom Gesundheitsvortrag über Yoga bis zum Lauftreff), während Kinder in der Villa oder im Garten spielen, betreut werden oder das verpflichtende Kindergartenjahr absolvieren.


Unternehmer-Familie. „Wir sind eine Unternehmer-Familie im EDV-Bereich und haben zwei Buben: dreieinhalb und sechs Jahre alt“, sagt Ternek. Sie war als junge Mutter oft auf der Suche nach einer flexiblen Kinderbetreuung oder einfach nur einem Ort, an dem man sich mit anderen treffen kann und die Kinder gleichzeitig beschäftigt sind. „Da geht es allen Eltern gleich, also hatte ich die Idee, etwas zu machen. Ich habe das meinem Lebensgefährten erzählt, und drei Wochen später ist die Villa auf uns zugekommen“, sagt Ternek, die auch zugeben muss: Ohne gut funktionierendes EDV-Unternehmen wäre der Start von Kraxmaxl & Co. nicht möglich gewesen. Heute trägt sich das Projekt von selbst, durch die Beiträge der Kinderbetreuung und durch die Vermietung der Räumlichkeiten, etwa für Yoga, Logopädie oder Kinesiologie.

Im Februar des Vorjahres haben sie die Villa gekauft, sechs Monate lang wurde renoviert. Am 1. September wurde eröffnet. Finanzielle Unterstützung von öffentlichen Stellen gibt es keine. „Es gab viele Zusprüche, aber finanziell unterstützen wollte uns keiner. Vielleicht ist das auch gut, sonst hätten wir das nicht allein und so schnell durchgezogen.“ Seit November des Vorjahres gibt es von der Stadt Graz eine Förderung für flexible Kinderbetreuung, die auch für Kraxlmaxl gilt.

Die Kinderbetreuung übernehmen bei Kraxlmaxl Kindergartenpädagoginnen und geschulte Betreuerinnen. „Aktuell haben wir 20 Kinder im Haus, Platz hätten wir für 30“, sagt Ternek. Insgesamt sind 150 Familien bei Kraxlmaxl angemeldet. „Die meisten davon kommen wirklich flexibel, vor allem aber auch vormittags.“


Bürogemeinschaft. Seit Juli werden in der Villa auch Coworking-Plätze angeboten. Zehn Plätze gibt es bereits, weitere zehn sollen folgen. Räumlich ist der Kinder- vom Arbeitsbereich getrennt. „Viele Kinder wissen gar nicht, dass ihre Eltern im oberen Stock arbeiten.“ Neben den Arbeitsplätzen gibt es auch für Eltern Freizeitangebote – mit oder ohne Kinder. „Es geht auch ums Netzwerken, über Kinder geht das leichter.“

Das Grazer Projekt ist österreichweit eines der Vorreiter. In Salzburg wird gerade an einem ähnlichen Konzept gearbeitet – wenn auch ohne Villa und Rahmenprogramm. Coworking Salzburg bietet ab November auch Kinderbetreuung an. In Wien gibt es seit Mai das Eltern-Kind-Büro, am 14. September geht es nach der Sommerpause wieder los. Gründerin Iris Kandlbauer, eine Kindergärtnerin: „Zweimal die Woche haben wir vormittags offen. In einem Raum arbeiten die Eltern, im anderen werden die Kleinen betreut. Uns ist wichtig, dass die Eltern bei Bedarf zu ihren Kindern gehen können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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