Knapp 100 Flüchtlinge erreichten Wiener Westbahnhof

Die Lager beim Wiener Westbahnhof sind derzeit voll.
Die Lager beim Wiener Westbahnhof sind derzeit voll.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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71 Personen übernachteten in Notschlafstellen. Ungarn sagt, keine übervollen Züge mehr schicken zu wollen. Die ÖBB wollen vorbereitet sein.

Knapp 100 Flüchtlinge haben nach Angaben der Polizei im Verlaufe des Mittwochs den Wiener Westbahnhof erreicht. Zuvor hatten 71 Personen die Nacht in der gestern eingerichteten Notschlafstelle verbracht. Die Zahl der Feldbetten in diesem Quartier wurden am Mittwoch auf 200 Stück erhöht, sagte Alexander Tröbinger vom Roten Kreuz.

Betrieben wird die Notschlafstelle vom "Sanitätsteam Wien" (Wiener Rotes Kreuz, Arbeiter Samariter-Bund, Johanniter, Malteser sowie Berufsrettung Wien). Die ÖBB stellten zwei Stockwerke in einem leerem Bürogebäude neben dem Bahnhof zur Verfügung. Im Notquartier werden "diejenigen, die ohne Anschlusszug übernachten müssen, verpflegt und betreut", erklärte Georg Geczek vom Roten Kreuz. "Ab heute Abend sind sechs Mitarbeiter für die Betreuung hier, zwei Notfallsanitäter kümmern sich um akute medizinische Fälle", ergänzte Thomas Kiesling vom Samariterbund.

"Stichprobenartige Kontrollen"

Wie schon an den vergangenen Tagen hielt sich die Polizei auch am Mittwoch weitestgehend zurück, nur vereinzelt waren Beamte zu sehen. "Die Polizei wird auch weiterhin an den Bahnhöfen in Österreich stichprobenartig kontrollieren", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) der Austria Presse Agentur (APA).

Wie es weitergeht, sei "schwer abzuschätzen", sagte der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. "Die Situation am Bahnhof in Budapest ist eine humanitäre Katastrophe." Wenn sie Österreich erreichen, seien die Flüchtlinge "sehr erschöpft, geschwächt, verzweifelt aber gleichzeitig großer Hoffnung", schilderte der Generalsekretär. Zahlreiche Privatpersonen engagieren sich seit Montag am Westbahnhof, "aktuell haben wir einen Sachspendenstopp, das Lager ist voll". Die freiwillige Helferin Katrin Walch sammelt direkt bei den Bahnsteigen Geldspenden. "Ich bin seit 9 Uhr hier, wir haben schon über 3000 Euro beisammen", sagte sie im Gespräch mit der APA. Damit werden für Flüchtlinge Tickets nach München gekauft.

"Im Vergleich zum Wochenbeginn hat sich die Lage auf den österreichischen Bahnhöfen deutlich entspannt", sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun. Allerdings rechne man damit, dass "die Zahl der Menschen, die am Bahnhof stranden, schnell wieder sehr groß werden kann". Mit den ungarischen Partnern wurden "intensive Gespräche geführt". Den ÖBB sei zugesichert worden, dass keine überfüllten Waggons mehr nach Österreich kommen. "Wir verlassen uns nicht wirklich darauf, wir kontrollieren weiter selber am Grenzbahnhof", sagte Braun.

"Wir helfen"

Es melden sich "laufend Menschen, die etwas tun wollen", berichtet Caritas-Generaldirektor Schwertner. Informationen dazu finden Sie auf der Facebook-Seite "Wir helfen".

Soll Österreich die Flüchtlinge aus Ungarn unkontrolliert nach Deutschland durchreisen lassen?

(APA)

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