Verkehrskonflikt: Eine Eisenbahnbrücke trennt Linz

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THEMENBILD: VOLKSBEFRAGUNG LINZER EISENBAHNBR�CKE(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Abriss samt Neubau oder Zwei-Brücken-Variante: Das wird in einer Volksbefragung in der Landeshauptstadt neben der Wahl am 27.September entschieden.

Linz. Die 152.493 wahlberechtigten Linzer werden in eineinhalb Wochen, am 27.September, aufpassen müssen, dass sie in der Wahlzelle nicht den Überblick verlieren. Neben der Landtagswahl am letzten September-Sonntag können sie auch über den neuen Gemeinderat und in einer Direktwahl über den künftigen Bürgermeister ihr Kreuz machen. In der oberösterreichischen Landeshauptstadt mit ihren knapp 200.000 Einwohnern kommt allerdings noch ein viertes Votum dazu: In einer Volksbefragung werden die Linzer über die Zukunft der Eisenbahnbrücke über die Donau als Verbindung zwischen Urfahr im Norden und dem südlichen Stadtteil entscheiden.

Zur Abstimmung kommen dabei zwei Varianten für die künftige Lösung der Donauquerung. Variante A sieht die Errichtung einer neuen Brücke anstelle der alten Eisenbahnbrücke vor. Dieser Neubau soll für die Straßenbahn als neue Donauquerung, für Autos und Autobusse sowie Fahrräder und Fußgänger zur Verfügung stehen. Variante B sieht hingegen eine Sanierung der bestehenden Eisenbahnbrücke für Fußgänger und Fahrräder plus die Errichtung einer zweiten Brücke für die Straßenbahn und den Autoverkehr vor.

In diese Volksbefragung hat der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) letztlich Anfang Juni nach einer Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts notgedrungen eingewilligt. Die SPÖ, stärkste Kraft im Gemeinderat, und die Grünen haben sich bereits auf den Abriss und einen Neubau verständigt. Für den Erhalt setzt sich hingegen die Plattform „Eisenbahnbrücke retten“ ein, die von der ÖVP und der FPÖ und den bisher nicht im Gemeinderat vertretenden Neos unterstützt wird.

Die Brücke entzweit Linz damit politisch. Die 200.000-Einwohner-Stadt hat damit neben der klar dominierenden Flüchtlingsfrage noch ein emotional aufgeladenes Thema im Gemeinderatswahlkampf. Auch wenn es sich um keine Volksabstimmung handelt, deren Ergebnis bindend wäre, hat Bürgermeister Luger bereits zugesagt, dass der Ausgang der Volksbefragung für ihn bindenden Charakter habe.

Idee: Lösung mit zwei Brücken

Im August haben die Brückenretter ein Modell für eine Lösung mit zwei Brücken direkt nebeneinander vorgestellt. Konfliktpunkt zwischen den Rettern und der von Experten unterstützten „Plattform Brücke für Linz“, die den Neubau anstrebt, sind auch die Kosten. Dies, obwohl für beide Lösungen Modelle mit Kosten von rund 60 Millionen Euro vorgelegt wurden. Der Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) steht hinter dem Erhalt der Eisenbahnbrücke und hält dieses Vorhaben auch technisch und finanziell für machbar.

Die Linzer werden jedenfalls in einer Frage zur Entscheidung gerufen, über die sich die Stadtpolitik nicht drübergetraut hat. Die Tragweite der Volksbefragung geht freilich weit über Linz hinaus. Es geht um die künftige Verbindung zwischen Urfahr und dem Mühlviertel auch in Richtung Westautobahn (A 1). Gerade die Donauquerungen sind in Oberösterreichs Landeshauptstadt für die vielen Pendler ein Nadelöhr auf dem Weg zur Arbeitsstätte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2015)

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