Bäcker oder Terrorist? Neuer IS-Prozess gestartet

Archivbild: Landesgericht Wien
Archivbild: Landesgericht Wien(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Angeklagt. Ein früherer Islam-Lehrer soll von Wien-Simmering aus Syrien-Reisen in den Jihad organisiert haben.

Wien. Die Serie der Terror-Prozesse geht weiter. Bereits verurteilt sind beispielsweise der zuletzt im Waldviertel untergebrachte tschetschenische Flüchtling Magomed Z. oder der in Wien lebende Yunus F. (Z. bekam erstinstanzlich fünf, F. drei Jahre Haft). Als nächster Angeklagter stand am Dienstag Caner Y. (33) in Wien vor Gericht.

Y. ist in Ankara geboren, absolvierte eine Koranschule, arbeitete als Tischler und Islam-Lehrer und lebt seit 2007 in Österreich, zuletzt in Wien-Simmering. Derzeit befindet sich der zweifache Vater in U-Haft. Von Sommer 2014 bis Februar 2015 (möglicherweise auch länger, aber das kann der österreichische Verfassungsschutz nicht belegen) soll Y. für mindestens zehn kampfbereite Personen Reisen in den Jihad organisiert haben.

Die Staatsanwaltschaft Wien nennt dies „das Verbrechen der terroristischen Vereinigung“. Bis zu zehn Jahre Haft drohen. Y. bekennt sich nicht schuldig. Auch er wird wie etliche andere IS-Angeklagte zuvor von Anwalt Wolfgang Blaschitz verteidigt.

Reisen in den Jihad also. Dies mag Beobachtern bekannt vorkommen: Eben diesen Vorwurf machte die Staatsanwaltschaft vor kurzem dem oben erwähnten Yunus F. Und tatsächlich: Die beiden – auch F. ist in der Türkei geboren – kennen einander. Beide sorgten mutmaßlich dafür, dass in Österreich lebende tschetschenische Flüchtlinge in Richtung Syrien, in die Hände der Terrororganisation IS („Islamischer Staat“) transportiert wurden.

Caner Y. erklärte nun seiner Richterin Minou Aigner vom Straflandesgericht Wien, er habe den schon verurteilten Yunus F. in einer Bäckerei in Wien-Favoriten kennen gelernt. Dort arbeiteten zuletzt beide Männer. rei. Davor hatte Y. Jobs als Botendienstfahrer und Lagerarbeiter. Als Religionslehrer oder Prediger trat Y. in Österreich, so die Ermittlungen, nicht in Erscheinung.

Dem Angeklagten wird nun nicht nur das Organisieren von Reisen für mindestens zehn Personen, sondern in einem Fall auch das Mitfahren vorgeworfen. Diese Reise in Richtung Jihad (laut Anklage), unternommen am 17. Juli 2014, endete damit, dass die geschleusten Personen – durchwegs tschetschenische Flüchtlinge – im Großraum der südosttürkischen Stadt Gaziantep aufgegriffen und abgeschoben wurden. „Ich habe nicht geglaubt, dass die in den Jihad wollen“, gab Y. nun vor Gericht zu Protokoll.

„Hatte keinen Kontakt zum IS“

In der Verhandlung wurde Caner Y. unter anderem mit Chat-Protokollen konfrontiert, denen zufolge er drei auf IS-Territorium befindlichen Männern versprochen haben soll, ihnen Autos zu finanzieren. „Ich habe mit niemandem Kontakt gehabt, der in Syrien beim IS war“, bestritt dies Y. Bei den Männern habe es sich um alte Freunde gehandelt. Er habe diesen Geld für „jeepähnliche Fahrzeuge“ schenken wollen. Mit diesen hätten Verletzte aus dem syrisch-türkischen Grenzgebiet geborgen werden sollen. Mit der Ideologie des IS habe er nichts zu tun, so Y.

Anders hörte sich das jedoch in Chats an, die Y. mit IS-Kämpfern führte. „Unser Staat füllt sich“, sagte er damals. Und versprach, dass auch er kommen werde. Der Prozess wird heute, Mittwoch, fortgesetzt.

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