In „Spectre“ werden die Drehorte Sölden und Obertilliach nicht namentlich erwähnt. Garantiert wurde von den Produzenten lediglich die Nennung Österreichs als Schauplatz.
Wien. Fast zehn Monate liegen die vierwöchigen Dreharbeiten in Sölden, Obertilliach und Altaussee zurück. Bei der Weltpremiere des neuen James-Bond-Films „Spectre“ (Kinostart: 5. November) am Montagabend in London konnten sich die Verantwortlichen davon überzeugen, ob sie sich für das Filmland Österreich auch wirklich gelohnt haben. Die einhellige Meinung: Ja, das haben sie – obwohl Sölden und Obertilliach gar nicht namentlich erwähnt werden.
Lediglich Altaussee ist kurz auf einer Landkarte zu sehen. An Sölden erinnert – abgesehen von der charakteristischen Berglandschaft – einmal die Mittelstation am Gaislachkogel und einmal das Logo der Bergbahn. Insgesamt dauern die Szenen aus Österreich knapp 20 Minuten, jene aus Sölden knapp zehn Minuten.
Künstlerische Freiheit
„Österreich kommt als Österreich vor“, sagt Arie Bohrer von der österreichischen Film Commission Location Austria. Das sei das Wichtigste und von Anfang an mit den Produzenten vereinbart gewesen. „Dass aber die einzelnen Drehorte namentlich genannt werden, konnte nicht garantiert werden. Das wussten wir.“
Welche Orte er erwähnt und welche nicht, sei der künstlerischen Freiheit von Regisseur Sam Mendes überlassen worden. Und er habe sich für Altaussee auf der Landkarte entschieden. Bohrer: „Die österreichischen Drehorte wurden geschickt in die Handlung eingebettet und im Nachspann aufgelistet. Insgesamt wurden unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Man kann in diesem Fall von einem Zehnjahrestreffer sprechen.“
1,5 Millionen Euro wurden vom Land locker gemacht, um „Spectre“ in Österreich anzusiedeln. Bei den vierwöchigen Dreharbeiten gab das Team rund 16 Millionen Euro aus. Hinzu kommt der langfristige Tourismuseffekt, der erfahrungsgemäß um ein Vielfaches höher einzuschätzen ist. Zum Vergleich: Mexico City, wo vier Tage lang gedreht wurde, bezahlte 20 Millionen Euro. Allerdings kommt die Stadt im Film auch als Schauplatz vor.
„Ritterschlag für Tirol“
Auch Jack Falkner, Geschäftsführer der Söldner Bergbahnen, ist mit dem Resultat des Films „sehr glücklich“. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass die Dreharbeiten in Österreich stattfanden. „Die Aufnahmen in Sölden sind grandios geworden. Jeder weiß, dass sie hier entstanden sind. Auch, wenn Sölden nicht namentlich erwähnt wird“, betont Falkner. Seit der Premiere in London hätten sich schon Dutzende internationale Journalisten bei ihm gemeldet, um sich unter Anderem über die Drehorte zu erkundigen. Er werde nun alles daran setzen, um diesen Effekt langfristig für Sölden zu nutzen.
Als „Ritterschlag für das Filmland Tirol“ bezeichnet Cine-Tirol-Leiter Johannes Köck den neuen Bond-Film mit Christoph Waltz als Bösewicht. Schließlich sei James Bond eine der mächtigsten Marken im Filmgeschäft. „Nicht nur die Bilder, auch die Action-Szenen in Tirol sind großartig geworden und haben uns alle tief beeindruckt“, sagt Köck. „Wir können sehr stolz sein auf dieses Ergebnis.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2015)