666 Kilo Sprengstoff: Letzter Abriss am Kraftwerk Voitsberg

Archivbild: Der Schlot des Kraftwerks wurde bereits im August zu Fall gebracht
Archivbild: Der Schlot des Kraftwerks wurde bereits im August zu Fall gebrachtAPA/ROBERT CESCUTTI
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15.400 Tonnen Stahlbeton sollen am Wochenende zu Fall gebracht werden. Für das Bundesheer ist es die größte Bauwerkssprengung in der Zweiten Republik.

Das frühere kohlebetriebene Dampfkraftwerk im weststeirischen Voitsberg soll am kommenden Sonntag (8.11.) nach der Zündung von 666 Kilogramm Sprengstoff endgültig Geschichte sein. Kesselhaus, Stiegenhausturm und Mittelbau werden - so der Plan - in unterschiedliche Fallrichtungen umstürzen und damit die letzen Abbrucharbeiten ermöglichen, erklärten Bundesheer und Porr Umwelttechnik am Dienstag.

Ab 15.30 Uhr sollen die 1.760 Einzelsprengungen zehn bis 15 Sekunden dauern. 1.060 Ladungen wurden bereits im Stahlbeton platziert, 700 warten als sogenannte Schneidladungen im und am Stahl. Exakt 1.320 Zünder werden im Tausendstelsekundenbereich und exakt getaktet mit der elektrischen Zündanlage zur Detonation gebracht. Rund 15.400 Tonnen werden danach umstürzen, wobei zuerst der Stiegenhausturm, dann der Mittelbau und zum Schluss das Kesselhaus umstürzen sollen.

Um Staub, Lärm und Erschütterungen zu minimieren, haben die Fachleute mehrere Maßnahmen getroffen: Fallbette aus angehäufter Erde sollen den Aufprall dämpfen und Gräben die Bodenerschütterung nicht zu stark an die Umgebung weitergeben. 15 Wasserbecken, in denen ebenfalls Sprengladungen hochgehen, sollen einen Wasserschleier bilden, der die Staubentfaltung eindämmt. Spezielle Vorhänge vor dem Kesselhaus sollen den Lärm ebenfalls reduzieren und Splitter abfangen.

Trotz aller Vorkehrungen muss das Bundesheer zusammen mit Feuerwehren und Polizei einen Abstand von 300 Meter rund um das Kraftwerk frei von Menschen halten. Anrainer müssen ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen. Niemand darf sich im Gefahrenbereich aufhalten.

Größter industrieller Rückbau

Der laut Porr momentan größte industrielle Rückbau in Österreich geht mit der letzten Sprengung in die Endphase. Die Arbeiten der vergangenen Jahre waren und sind "im Fokus der Bevölkerung", meinte Kurt Lackner von der Porr. Das Kraftwerk, dessen Block 1 seit 1948 in Betrieb war und dessen letzter produzierter Strom 2006 aus Block 3 floss, war prägend für die Region und von Weitem sichtbar. Nachdem die Reste der Sprengung beseitigt sind, will die Porr das rund 250.000 Quadratmeter große Areal rekultivieren. Die Gemeinde als Käufer erwartet eine grüne Wiese, auf der in Zukunft Gewerbe und Industrie Platz finden sollen.

Für das Bundesheer wird es die größte Bauwerkssprengung in der Zweiten Republik sein. Nur noch das Wetter könnte einen Strich durch die Rechnung machen: Herrscht wider Erwarten dichter Nebel oder sehr hohe Luftfeuchtigkeit, ist der 15. November Ersatztermin. Der Sicherheitsbereich gilt ab 13.00 Uhr bis mindestens eine Viertelstunde nach der Sprengung.

Gesperrt werden in dem Zeitraum auch die Umfahrung Voitsberg der Packer Bundesstraße (B70), die Grenzstraße in Rosental, die Packerstraße, die Parkplätze des WEZ und ÖDK-Siedlung, die Alte Bundesstraße in Bärnbach sowie die Rot-Kreuz-Gasse und der Rot-Kreuz-Weg in Voitsberg. Die Bahntrasse der GKB ist ebenfalls gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet.

Großer Zuschauerandrang

Bürgermeister Ernst Meixner empfahl den Bürgern auch, lärmempfindliche Haustiere im näheren Bereich des Kraftwerks während der Sprengung in geschlossenen Räumen zu halten. Das gelte vor allem auch für Pferde. Da mit großem Interesse an der Sprengung und entsprechendem Andrang von Zuschauern zu rechnen sei, wurde eine rechtzeitige Anreise - am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie etwa Zug - empfohlen.

Der 180 Meter hohe Schlot war übrigens Anfang August vorzeitig von Roboterbaggern zum kontrollierten Umstürzen gebracht worden. Bei Abbrucharbeiten an Rohren im Inneren des Kamins war das Fundament beschädigt worden, weshalb der Turm in eine leichte Schieflage geraten war.

Roboterbagger brachten den Schlot im Sommer zum kontrollierten Umstürzen
Roboterbagger brachten den Schlot im Sommer zum kontrollierten UmstürzenAPA/PORR

(APA)

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