Klimaschutz-Index: Österreich auf Rang 45 abgerutscht

Rauchender Schlot
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Global sinken die Zuwachsraten beim CO2-Ausstoß. Österreich lag zuvor auf Platz 36. Für den Abstieg sind "Emissions-Entwicklung" und "Klima-Politik" verantwortlich.

Österreich ist auf dem Klimaschutz-Index der deutschen Umweltschutzorganisation Germanwatch um mehrere Plätze an die 45. Stelle zurückgefallen. Global gesehen gibt es jedoch einen erfreulichen Trend: Insgesamt deuten die vorläufigen Daten für 2014 auf abgeschwächte Zuwachsraten oder sogar einen Stillstand beim CO2-Ausstoß hin.

Im Index 2015 war Österreich ursprünglich auf Platz 36 gereiht worden. In der nun vorgelegten Tabelle wird Österreich allerdings 2015 auf Position 39 angeführt. Eine Sprecherin von Germanwatch erklärte die Diskrepanz, dass der Index basierend auf neuem Datenmaterial rückwirkend aktualisiert wird. Somit lag Österreich im Klimaschutzindex 2015 eigentlich auf Platz 39.

Der neuerliche Abstieg der Alpenrepublik liegt Germanwatch zufolge an zwei Faktoren: Insbesondere in den Kategorien "Emissions-Entwicklung" und "Klima-Politik" schneide Österreich schlecht ab. Zudem würden schwächere Staaten aufholen.

Schlechtes Abschneiden

Das schlechte Abschneiden hat für Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt auch etwas mit den Bewertungskriterien zu tun. "Es gibt Aufholbedarf in der Klimapolitik, aber der Index gewichtet die Änderungen weitaus stärker, als den Istzustand eines Landes", sagte der Experte. Der heimische Status Quo sei aber in vielen Bereichen durchaus als positiv zu bewerten. Der Anteil erneuerbaren Energie am energetischen Endverbrauch liegt bei 33 Prozent, jener an der öffentlichen Stromproduktion sogar 80 fast Prozent, einem europäischen Spitzenwert, gab Schneider zu bedenken.

Was die Treibhausgasemissionen betrifft, sei es Tatsache, dass Österreich in den vergangenen 20 Jahren weniger reduziert hat als im EU-Schnitt. Denn 2013 war hier der Wert nahezu unverändert im Vergleich zu 1990, in der EU betrug die Reduktion jedoch 20 Prozent. Weiteren Aufholbedarf habe Österreich im Verkehrssektor, was jedoch den gesamten EU-Raum betreffe. Hierzulande sind von den knapp 80 Millionen Tonnen CO2-Gesamtemissionen im Jahr 2013 etwa 22 Millionen auf den Verkehr zurückzuführen, davon sind aber immerhin an die 30 Prozent dem Tanktourismus zuzuschreiben.

"Die Bundesregierung hat das Jahr 2015 praktisch ungenutzt verstreichen lassen", kritisierte Global-Klimasprecher Johannes Wahlmüller. Die Organisation gab zu bedenken, dass unter anderem die mangelhafte Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes, Kürzungen bei der Förderung der thermischen Sanierung und der niedrige Beitrag Österreichs für den Green Climate Fund und die internationale Klimafinanzierung insgesamt schlecht bewertet wurden.

"Demontage des Energieeffizienzgesetzes"

Nicht überrascht vom Ranking war Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen. Dabei sei die "Demontage des Energieeffizienzgesetzes" durch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Umweltminister Andrä Rupprechter (beide ÖVP) in dieser Bewertung noch gar nicht berücksichtigt, lautete ihre Kritik.

Global stagniert dafür nicht nur der CO2-Ausstoß, auch die erneuerbaren Energien nehmen dem Index zufolge stark zu: 59 Prozent der zugebauten Kapazitäten in der Stromerzeugung erfolgte 2014 durch erneuerbare Energien. Zum ersten Mal wurden auch mehr erneuerbare Kapazitäten ausgebaut, als fossile- und Atomenergie zusammen. Ungefähr die Hälfte aller Investitionen in erneuerbare Energien kommt mittlerweile aus Schwellen- und Entwicklungsländern.

Die im Index aufgeführten 58 Staaten sind für mehr als 90 Prozent der energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen (CO2) verantwortlich. Bereits zum fünften Mal in Folge führt Dänemark den Klimaschutz-Index an. Da die ersten drei Plätze nicht vergeben werden, rangiert es auf Platz vier. Erfolgreiche Programme zur Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien machen Dänemark zu einem Vorbild im Bereich Klimaschutz.

Deutschland auf Platz 22

Der Vorsprung zu den nachfolgenden Plätzen, besetzt mit Großbritannien und Schweden, schwindet jedoch, und es bleibt unklar, ob Dänemark seine ambitionierte Klimapolitik unter der neuen Regierung fortführen wird. Großbritannien verbesserte sich um einen Platz und klettert auf Rang Fünf. Deutschland erreichte Platz 22. Der hohe Anteil von Braunkohle an der Energieversorgung führt dazu, dass das Emissionsniveau im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht besser bewertet werden konnte.

Leichte Kritik äußert der Index an der EU. "Während die EU noch damit beschäftigt ist, sich auf eine gemeinsame Position zum Klimaschutz zu einigen und dabei ihre Führungsrolle im Klimaschutz verliert, holen andere Länder auf", schrieb Studienautor Jan Burck. Unter den Ländern mit den höchsten Emissionen zeigen sich bei China besonders positive Entwicklungen. Auch einige der US-amerikanischen Bundesstaaten schreiten ambitioniert voran. Länder wie Marokko zeigen das große Potenzial von Entwicklungsländern im Bereich der erneuerbaren Energien auf.

(APA)

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