Hochresistenter Keim: Baby in Linzer Klinik gestorben

Der Säugling dürfte am hochresistenten Keim Acinetobacter gestorben sein. Die Klinik geht zumindest von einem weiteren Fall aus.

In der Linzer Landesfrauen- und Kinderklinik (LFKK) ist am Donnerstag ein Säugling vermutlich an dem hochresistenten Keim Acinetobacter gestorben. Das teilte die Klinik via Presseaussendung mit. Der Keim dürfte von einem anderen Kind übertragen worden sein, das nach einer Operation durch ein Ärzteteam des Allgemeinen Krankenhauses (AKh) in der Kinderklinik intensivmedizinisch betreut wurde.

Das Neugeborene war wegen einer Darmfehlbildung mehrfach operiert worden und deutlich immungeschwächt. Es kam zu einer Sepsis, an der es Donnerstagvormittag starb. Laut Spitalsbetreiber gespag muss von zumindest einem weiteren Fall ausgegangen werden.

Die Mediziner vermuten, dass der Keim von einem Säugling übertragen wurde, der vom Krankenhaus Sarajevo (Bosnien) in die LFKK überstellt, dort von einem Ärzteteam des AKh-Kinderherzzentrums operiert und danach in der LFKK intensivmedizinisch betreut worden war. Bei diesem Kind wurde bei einem routinemäßigen Abstrich der hochresistente Acinetobacter-Keim festgestellt.

Der Säugling aus Sarajevo sei sofort mit einem spezifischen Antibiotikum behandelt worden, man habe "maximale Isolations- und Hygienemaßnahmen ergriffen", betonte die gespag. Der Keim dürfte zu diesem Zeitpunkt aber bereits auf das nun gestorbene Baby übertragen worden sein.

Komplettreinigungen und erhöhte Hygienemaßnahmen

Donnerstagnachmittag fanden in beiden Spitälern Komplettreinigungen statt, es wurden auch erhöhte Hygienemaßnahmen eingeleitet. Zudem begann man damit, alle Patienten, die theoretisch betroffen sein könnten, auf den Keim hin zu testen. Das Ergebnis soll spätestens in acht Tagen vorliegen. Bis dahin bleiben laut gespag "strengste Isolations- und Hygienemaßnahmen aufrecht", der Operationsbetrieb wird eingeschränkt und auf dringende Fälle zurückgefahren.

Sowohl das AKh als auch LFKK haben alle Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung zu verhindern, versicherte die gespag. Das Kinderherzzentrum ist eine Kooperationseinrichtung von LFKK und AKh Linz. Die beiden Spitäler verschmelzen mit Jahreswechsel gemeinsam mit der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg zum Linzer Kepler-Universitätsklinikum.

Acinetobacter

Der Acinetobacter ist ein multiresistenter Keim. Das bedeutet, dass die verschiedensten Antibiotika nicht mehr wirken. Bei einem Ausbruch muss immer getestet werden, auf welche Mittel der aktuelle Bakterienstamm noch reagiert. Die Übertragung des Erregers erfolgt von Mensch zu Mensch und er bleibt an Oberflächen haften.

Allerdings muss nicht bei jedem Patienten, der damit besiedelt ist, auch eine Infektion ausbrechen. Risikofaktoren sind längere stationäre Behandlung, Aufenthalt auf der Intensivstation, Beatmung, antibiotische Vorbehandlung, vorausgehende invasive Maßnahmen sowie schwere Grunderkrankungen. Für gesunde Menschen sei der Keim nicht gefährlich, hieß es bei der gespag.

(APA)

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