Weihnachten: Verkaufsstopp für Tiere

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Zwei Zoohandelsketten setzen den Verkauf von lebenden Tieren zu den Feiertagen aus. Ein PR-Gag oder eine nötige Maßnahme?

Wien. Dass man lebende Tiere nicht zu Weihnachten – und auch sonst nicht – einfach so verschenken soll, ist bekannt. Dass man Tiere aber vor Weihnachten gar nicht kaufen kann, ist noch relativ neu.

Zwei Zoohandelsketten haben, wie orf.at berichtet, rund um die Feiertage einen freiwilligen Verkaufsstopp für lebende Tiere beschlossen: Fressnapf und das steirische Futterhaus, wobei Letzteres diese Aktion schon seit 2011 durchführt. Ausgenommen seien nur Fische, denn bei jenen sei der Kauf „nicht so emotional“, sagt „Futterhaus“-Marketingleiter Wolfgang Schifferl. Bei anderen Tieren neige man aber zur Weihnachtszeit zu übereilten Käufen – und das wolle man eben nicht unterstützen.

Kaum Umsatz mit Tieren

Ob es solche Aktionen überhaupt braucht, daran scheiden sich allerdings die Geister: Kurt Essmann, Vorsitzender der Berufsgruppe Zoofachhandel, hält das Ganze bloß für einen cleveren PR-Schachzug. Denn das Weihnachts- wie auch Ostergeschäft mit lebenden Tieren tendiere schon lang gegen null. „Vor 20 Jahren war das vielleicht anders, aber inzwischen machen lebende Tiere ganzjährig nur mehr einen Bruchteil des Umsatzes aus – vielleicht vier Prozent.“

Wenn der Umsatz zu Weihnachten steige, dann sei das eher dem Trend zu verdanken, Geschenke auch für Haustiere zu kaufen. Würden aber Haustiere selbst verschenkt, dann passiere das wohl eher über den Handel im Internet, meint Essmann.

Tatsächlich bestätigt auch der Wiener Tierschutzverein die Einschätzung Essmanns: „Wir verzeichnen nach Weihnachten kein großes Plus bei abgegebenen Tieren, es ist besser geworden“, sagt Sprecher Oliver Bayer. Warum man trotzdem jährlich warnt, lebende Tiere zu Weihnachten oder zu Ostern zu verschenken? Das sei eben Tradition. Und ausschließen, dass es passiere, könne man ja nicht: „Die Ernüchterung kommt, wenn, dann zeitversetzt, eher in den Semesterferien. Bis dahin hat man gemerkt, wie viel Zeit, Arbeit und Geld ein Tier kostet.“

Ganz anders, nämlich viel dramatischer, als der Wiener Tierschutzverein schätzt die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe die Situation ein: Im Tierheim und auf dem Gnadenhof der Pfotenhilfe in Oberösterreich würden nach Weihnachten und Ostern gleich doppelt so viele Tiere abgegeben wie sonst unter dem Jahr, sagt Sascha Sautner, Sprecher der Tierschutzorganisation: vor allem Kaninchen, Meerschweinchen. Und dafür macht Sautner, Sprecher der Tierschutzorganisation, sehr wohl den Handel verantwortlich.

Tierheime selbst vergeben übrigens zu Weihnachten trotzdem Tiere. Denn, so Bayer: Im Urlaub hätten die Leute Zeit, sich um ein neues Tier zu kümmern. „Nur wenn es offensichtlich ist, dass jemand das Tier verschenken will, führen wir die Vergabe nicht durch.“ Dann bitte man die Interessenten, im Jänner wiederzukommen. (red./uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)

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