Warnung: Sicherheit zu Silvester gesucht

 Die Polizei patrouilliert vermehrt durch die Stadt, unter anderem auf der Route des Wiener Silvesterpfads.
Die Polizei patrouilliert vermehrt durch die Stadt, unter anderem auf der Route des Wiener Silvesterpfads.(c) APA/HANS PUNZ
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Wiens Polizei nimmt eine allgemein gehaltene Terrorwarnung ernst, Veranstaltungen zu Silvester sollen aber stattfinden. Auch in anderen europäischen Städten wird vermehrt auf Sicherheit geachtet.

Wien. Von einem Ausnahmezustand ist die Bundeshauptstadt weit entfernt. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, sieht trotzdem, dass die Sicherheitsvorkehrungen in Wien wenige Tage vor Silvester erhöht wurden. Polizisten patrouillieren vermehrt durch die Stadt, Menschen werden angehalten, ihre Ausweise kontrolliert. Der Grund: Wenige Tage vor Weihnachten ist eine Terrorwarnung für europäische Hauptstädte eingegangen. Demnach könnte es „an Orten, mit Menschenansammlungen in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem Attentat mit Sprengstoff bzw. zu einem Schussattentat kommen“, hieß es in einer Aussendung der Wiener Polizei. Was bedeutet das für die Stadt, wie bereitet sich die Polizei vor, und wie ernst ist die Warnung überhaupt zu nehmen?

1 Für Wien gibt es eine Terrorwarnung. Woher kommt die Information eigentlich?

Die Warnung ist bereits vor Weihnachten an die Wiener Exekutive gegangen – so wie auch an andere europäische Hauptstädte. Darin wird nicht nur vor einem möglichen Attentat gewarnt, sondern werden auch Namen möglicher Attentäter genannt, die auf dem Weg nach Österreich sein könnten. „Die Leute, die genannt wurden, hat man aber nicht gefunden. Wir wissen nicht, ob es sich um reale Personen handelt und ob sie überhaupt auf dem Weg sind“, sagt Polizeisprecher Patrick Maierhofer zur „Presse“. Die Warnung selbst stamme von „einem befreundeten Geheimdienst“. Ein Zeitungsbericht, laut dem die Meldung aus dem Irak stamme, sei falsch.

2 Wie reagieren die Behörden in Österreich nun auf die Warnung?

Schon vor einigen Tagen wurden die Polizeipatrouillen in der Stadt an neuralgischen Punkten erhöht. Vor dem Stephansdom stehen Polizisten mit Sturmgewehren. Auch auf Bahnhöfen zeigt die Polizei mit Waffen mehr Präsenz. Gleichzeitig werden Personen, die sich auffällig verhalten, überprüft. Bei einer Besprechung mit Wiener Linien, ÖBB und Stadt Wien wurde betont, dass verstärkt auf allein gelassene Gegenstände oder abgestellte Gepäckstücke geachtet werden soll. Direkt an den Grenzen, in Kärnten und der Steiermark, wo in der vergangenen Woche wieder um die 3000 Flüchtlinge pro Tag ins Land kamen, wurden die Kontrollen bezüglich der Terrorwarnung nicht verstärkt. In der Steiermark und in Kärnten werden Flüchtlinge und ihr Gepäck nur stichprobenartig kontrolliert. Im Hintergrund, heißt es aus Sicherheitskreisen, werde der Sache aber genau nachgegangen.

3 Werden wegen der Drohung Veranstaltungen rund um Silvester abgesagt?

Nein. Auch der Silvesterpfad, mit mehr als 600.000 Besuchern, wird vorerst nicht abgesagt. Das gab Michael Draxler, Chef des Veranstalters Stadt Wien Marketing, am Montag bekannt. Allerdings wird die Veranstaltung von der Polizei verstärkt überwacht. Die Spezialeinheiten von Cobra und Wega werden mit mehr Polizisten als sonst vor Ort sein, weiters werden rund 250 zusätzliche Beamte aus der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich die Wiener unterstützen. Sie sollen an strategischen Punkten auf auffällige Personen und Behälter, in denen Sprengstoff sein könnte, achten. Wie viele Polizisten im Einsatz sein werden, konnte Maierhofer noch nicht sagen. Abgesehen vom Silvesterpfad und Verkehrsknotenpunkten wird auch das Neujahrskonzert verstärkt überwacht.

4 Ist es wegen der Warnung nun gefährlich, auf den Wiener Silvesterpfad zu gehen?

Die Polizei will keine klaren Empfehlungen für die Bevölkerung und Gäste, die zum Silvesterpfad gehen möchten, geben. „Wir sagen nicht, ob jemand hingehen soll oder nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden“, so Sprecher Maierhofer. Er betont aber, dass es keine konkrete Drohung für den Silvesterpfad gebe.

5 Wie reagieren andere europäische Hauptstädte auf die Terrorwarnung?

Paris hat die Sicherheitsvorkehrungen nach den Anschlägen vom 13. November – ebenso wie die belgische Hauptstadt, Brüssel – ohnehin massiv verschärft. In Italien gilt für 850 Kommunen – nicht aber in Rom – ein Verbot für Feuerwerkskörper. Die öffentliche Sicherheit ist neben dem Tierschutz jedoch nur ein Grund dafür. Eine konkrete Stellungnahme zur aktuellen Drohung kommt aus Deutschland: „Die Behörden nehmen den Hinweis ernst“, sagte der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der „Bild“-Zeitung. „Sichtbare wie unsichtbare Maßnahmen“ seien ergriffen worden, „auch vor den Großveranstaltungen zu Silvester“. Angst vor einem Anschlag hat man offenbar in Russlands Hauptstadt, Moskau: Der Rote Platz bleibt in der Silvesternacht für die Öffentlichkeit erstmals geschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2015)

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