Die Anstalt Graz-Karlau fiel durch besonders viele illegale Gegenstände auf. Insgesamt waren über 500 Beamte im Einsatz.
Wien. Floriert in Österreichs Gefängnissen der illegale Handel mit Drogen, Handys und Waffen? Nach dem (nicht rechtskräftigen) Schuldspruch einer Justizwachebeamtin, die vor allem Suchtgift und Mobiltelefone unter Insassen verteilt haben soll, fand am Montag eine Razzia in 27 Justizanstalten statt. Gefunden wurden dabei 103 Handys sowie 65 Hieb- bzw. Stichwaffen. Weiters wurden 96 Drogendepots entdeckt.
Die Razzia hatte den Zweck, dem Schmuggel illegaler Gegenstände entgegenzutreten. Betroffen waren 3000 Häftlinge, der Schwerpunkt der Aktion lag in den Justizanstalten für Langzeithäftlinge, nämlich Stein, Graz-Karlau, Suben und Wien Simmering. Allein in diesen vier Gefängnissen waren 572 der 1686 Justizwachebeamten im Einsatz, die für die Razzia aufgeboten wurden. Unterstützung kam von Spürhunden der Polizei.
Der Fokus der Aktion lag auf Aufenthaltsräumen und Arbeitsstätten, in denen die Insassen tagsüber beschäftigt sind. Nach Angaben des Justizministeriums prüften die Beamten auch die Zellen umfangreicher als sonst üblich. Unter die Lupe kamen nicht nur Möbel und Matratzen, sondern auch Steckdosen und Dämmungen. Zusätzlich mussten sich die Häftlinge Leibesvisitationen unterziehen. Derzeit ist die Justizwache damit beschäftigt, die sichergestellten Gegenstände ihren Besitzern zuzuordnen. Ihnen drohen Ordnungsstrafverfahren.
Nachlässiges Graz?
Innerhalb der Anstalten gibt es offenbar große Qualitätsunterschiede bei der Bekämpfung des jeweiligen Schwarzmarkts. In der Justizanstalt Simmering – 466 Insassen – fanden die Beamten lediglich zwei Mobiltelefone. In Graz-Karlau – 470 Insassen – waren es mit insgesamt 24 zwölf Mal so viele. Beträchtlich war der Unterschied auch in der Kategorie Hieb- und Stichwaffen: Zwei Sicherstellungen in Wien Simmering, 41 in Graz-Karlau. (APA, red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2016)
