Tierschutz: Check für Welpen aus dem Internet

Einen Welpen aus Mitleid zu übernehmen, davon raten Tierschützer ab.
Einen Welpen aus Mitleid zu übernehmen, davon raten Tierschützer ab.(c) REUTERS
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Die Geschäfte der „Welpenmafia“ laufen offenbar bestens. Ein Zertifikat für den Onlinehandel soll dem nun entgegenwirken.

Wien. Entzückende Bilder wenige Wochen alter Welpen, reinrassig seien sie, bester Herkunft, und mit 200 bis 700 Euro auch noch auffallend billig. Eigentlich sollte das skeptisch machen, kommt man doch im Internet, wenn man sich für Welpen interessiert, kaum an den Warnungen vor der „Welpenmafia“ vorbei. Aber illegaler Handel mit Hunden aus Massenzucht läuft offenbar nach wie vor bestens.

Diese Woche wurde im Mühlviertel ein deutsches Paar festgenommen, das (unter anderem) Hunde unter untragbaren Zuständen auf einem Hof gehalten und als „kerngesund“ zum Kauf angeboten haben soll. Schon 2015 stand das Paar vor Gericht. Etliche Käufer hatten geklagt, nachdem Hunde kurz nach dem Kauf verendet waren. Und nur kurz davor sind auf einem Firmengelände in Brunn am Gebirge fünf Welpen ausgesetzt worden. Bei allen fünf wurde die sogenannte Parvovirose-Erkrankung diagnostiziert, eine Krankheit, die bei Welpen aus schlechter Haltung, die zu früh von der Mutter getrennt und nicht geimpft wurden, auftritt – und auf illegalen Welpenhandel hinweist. Es sind nur zwei von vielen Fällen, die auf einen blühenden Schwarzhandel hinweisen. Zahlen gibt es darüber nicht, aber „es sind sehr viele“, sagt Christian Hölzl, Sprecher des Österreichischen Tierschutzvereins.

Nun soll der Handel im Internet stärker reglementiert werden: Die Plattform Willhaben.at (die wie „Die Presse“ zum Styria-Konzern zählt) hat mit der Tierärztekammer einen Gesundheitscheck entwickelt, ohne den Private keine Welpen mehr inserieren können. Dieser Check aus mehr als 20 Untersuchungsschritten soll tierquälerische Züchtung aufdecken.

Hunde verenden oft nach Kauf

In solchen „Tierfabriken“ (meist in östlichen Nachbarländern) werden Hunde unter miesen Bedingungen gehalten, Hündinnen so oft wie möglich gedeckt, Welpen werden schon mit vier oder sechs Wochen abgegeben und – die Klischees stimmen laut Tierschutzverein noch – via Internet angeboten und vom Kofferraum aus oder auf Märkten verkauft. Papiere gibt es nicht, auch sind die Hunde weder gechippt noch geimpft und werden viel früher als zulässig vom Muttertier getrennt. Problematisch für die Käufer ist vor allem, dass die Welpen oft krank sind bzw. innerhalb weniger Tage verenden.

Eine Untersuchung des britischen Kennel Club, eines Dachverbands für Züchter, hat ergeben, dass in ganz Europa einer von fünf via Internet verkauften Welpen die ersten sechs Monate nicht überlebt. Tierschützer haben den Online-Tierhandel lange generell kritisiert, heute „sehen wir Zusammenarbeit und Aufklären als einzige Chance“, sagt Hölzl. Die Tierschützer empfehlen, nur Tiere mit Papieren, die mindestens acht Wochen alt sind, zu kaufen, Tiere nur beim Anbieter zu Hause zu übernehmen, nachdem man sich auch das Muttertier angesehen hat. Besonders bei zu günstigen Angeboten sollte man vorsichtig sein und auf keinen Fall Tiere aus schlechter Haltung aus Mitleid kaufen – das fördert solche Geschäfte bloß.

Der stationäre Handel ist allerdings aus Tierschutzsicht keine Alternative: Tiere in Geschäften zu halten ist seit Langem verpönt, Vier Pfoten hat jüngst eine Petition gestartet und fordert vom Gesundheitsministerium ein Verkaufsverbot von Welpen in Zoohandlungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2016)

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