Volksanwalt: "Notstand" in Psychiatrie

Symbolbild.
Symbolbild.(c) BilderBox
  • Drucken

Die Betreuung von Kindern weise enorme Defizite auf, kritisieren Patienten- und Volksanwaltschaft .

Wien. Durchschnittlich verbringen in Wien pro Tag zwei Jugendliche unter 17 Jahren zwangsweise einen Aufenthalt in der Erwachsenenpsychiatrie, weil es für sie keine altersgerechten Kapazitäten gibt – so dramatisch ist die Versorgung von psychisch kranken Kindern, wie Patienten- und Volksanwaltschaft bei einer Pressekonferenz am Dienstag kritisierten.

Das Problem bestehe seit Jahren, die Lage verschlimmere sich derzeit aber drastisch. Immer mehr Minderjährige benötigten eine spezialisierte psychiatrische Versorgung. Diese stehe aber auf keiner Ebene flächendeckend zur Verfügung. In Wien sollte es in diesem Bereich 128 bis 208 Betten geben, aktuell stehen 56 Unterbringungs- und 20 Tagesklinikplätze zur Verfügung. 191 Kinder mussten 2015 auf Erwachsenenstationen aufgenommen werden. Die jüngsten waren zwölf und 13 Jahre alt. Dieses Vorgehen sei nicht nur schlecht für die Betroffenen, sondern auch rechtswidrig.

Volksanwalt Günther Kräuter spricht von einem Notstand, der auch auf die Ausbildungssituation zurückzuführen sei. „Das ist fachlich, menschlich und menschenrechtlich nicht vertretbar“, sagt Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz. Sie fordert ein Gesamtpaket mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.