Pfarrer sagt Protestläuten gegen Flüchtlingspolitik nach Drohanrufen ab

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Ein Pfarrer wollte in Salzburg am Karfreitag aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung die Glocken von zwei Kirchen läuten lassen.

Ein Salzburger Pfarrer hat eine angekündigte Protestaktion gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung nach Drohanrufen abgesagt. Er wollte am Karfreitag um 15 Uhr zur Todesstunde Jesu, wenn weltweit die Kirchenglocken schweigen, die Glocken der Kirchen Schwarzach und St. Veit im Pongau zehn Minuten läuten lassen. Er stehe aber nach wie vor zu seiner Kritik, sagte der Geistliche.

"Das Glockenzeichen hat die Leute tief getroffen. Es provoziert die Menschen. Gestern musste ich Dutzende Protestanrufe über mich ergehen lassen. Es sind auch viele Mails eingegangen. Das ist eine traurige Offenbarung. Einige drohten, aus der Kirche auszutreten", bestätigte Pfarrer Alois Dürlinger im Gespräch mit der Austria Presseagentur einen Bericht des ORF Salzburg. "Ein Anrufer hat auf die Mobilbox gesprochen, ich solle mich in Acht nehmen, dass am Karfreitag noch der Kirchtum steht." Das sei ein Tatbestand der massiven Drohung, sagte der Dechant von St. Veit im Pongau.

Um den guten Willen des Brückenbaus zu signalisieren, habe er mit Übereinstimmung des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner nun auf dieses Glockenzeichen verzichtet, erklärte Dürlinger. Er zeigte sich sehr betroffen darüber, dass in den Mails, die er erhalten hatte, Flüchtlinge und Terroristen "in einer Zeile" genannt wurden. Er sitze jeden Tag mit 25 Flüchtlingen zu Tisch, die vor dem radikalen Islam geflohen seien. Sie mit Terroristen in Verbindung zu bringen, tue ihnen sehr weh, sagte Dürlinger.

Kritik an der Schließung der Grenzen bleibt

Von seiner Position weiche er aber keinen Millimeter zurück, erklärte der Pfarrer. Er bleibe bei seiner Kritik an der Schließung der Grenzen, bevor legale Wege der Migration nach Europa geöffnet werden, und er kritisiere die Aussage der Innenministerin, wonach Österreich zu einer Festung ausgebaut werden solle.

Dürlinger, der Sprecher des Erzbischofs in Asylfragen ist, war auch Initiator einer weiteren, von der Erzdiözese vor zwei Tagen in einer Presseaussendung angekündigten Aktion: Als Protest gegen die "rigorose" Flüchtlingspolitik werden die Osterkerzen mit Stacheldraht umwickelt. Am Freitag stellte der Erzbischof allerdings klar: In der Aussendung habe es geheißen, man wolle mit der besonders gestalteten Osterkerze ein Zeichen des Protests gegen die "rigorose Flüchtlingspolitik" setzen. Die Liturgie mache die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens deutlich, "ist aber keine politische Manifestation", erklärte Lackner in einer Aussendung der Nachrichtenagentur Kathpress.

Das Schweigen der Kirchenglocken am Karfreitag sei Ausdruck der Sprach- und Fassungslosigkeit, aber besonders auch der Trauer. "Damals beim Kreuz Christi, heute zudem angesichts des Terrors und der Gewalt in unserer Welt", sagte der Erzbischof.

Osterkerze Stacheldraht

"Die Osterkerze im Salzburger Dom ist mit Stacheldraht umgeben. Sie ragt gleichsam aus einer Dornenkrone und brennt für alle Gewaltopfer dieser Tage", erklärte Lackner. Die Erzdiözese habe mit dieser Osterkerze bewusst eine Anregung der Menschenrechtsorganisation "Christian Solidarity International" (CSI) aufgegriffen. Damit werde die Verbundenheit mit den Millionen verfolgten Christen deutlich, von denen "alle fünf Minuten" einer für seinen Glauben getötet wird.

Der Erzbischof wandte sich aber erneut gegen die Forderung nach einer "Festung Europa" im Blick auf die Flüchtlingssituation. "Abschottung kann nicht das letzte Wort sein, wenn verfolgte und bedrohte Menschen flüchten müssen." Europa müsse alles tun, um die Ursachen von Flucht und Vertreibung zu bekämpfen und konkret zu helfen. "Wenn wir das Christliche in Europa leben und seine menschenrechtlichen Errungenschaften für die Welt ernst nehmen, wird es gehen."

(APA)

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