Cityguide: Salzburg, süß und versteckt

(c) BilderBox (Ernst Wodicka)
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Eine Konditorei wie zu Omas Zeiten, ein schnelles Mittagessen und ein Laden mit tausenden Knöpfen: Das ist Salzburg für Suzanne Harf, Protokollchefin der Festspiele. Ein Cityguide.

Generationen von Kindern haben sich im Durchhaus zwischen Getreidegasse und Grünmarkt an den altmodischen Schaufenstern schon die Nasen plattgedrückt: Die Cremeschnitten, Schaumrollen, Himbeer-Soufflés, Schokotorten und Nusskipferln in der Auslage der Konditorei Schatz haben eine fast magische Anziehungskraft. Eine Versuchung, der die Protokollchefin der Salzburger Festspiele, Suzanne Harf, manchmal gerne nachgibt. Die 1850 von Karl Schatz gegründete Konditorei hat ein bisschen etwas von einer Puppenstube. „Hier duftet es nach Milch und Honig“, sagt Harf und bestellt sich ein Kaffee-Eclair. „Hier kaufe ich auch oft ein, wenn ich etwas für die Festspiele brauche“, erzählt sie. Die Konditorei mit ihren weißen Stilmöbeln und den Blümchentapeten ist ein verstecktes Hideaway in stressigen Festspielzeiten.

Die Verbindung von Tradition und kreativer Kunstfertigkeit hat es Harf angetan. Sie schätzt Geschäfte, die ein unverwechselbares und salzburgtypisches Angebot haben: „Ob ich ein Kleid von Prada hier oder in New York kaufe, ist eigentlich egal. Ich schätze das Traditionelle, das Qualitätsbewusstsein und die Kreativität der Handwerker“, sagt die gebürtige Luxemburgerin, die zum Gesangsstudium an die Universität Mozarteum kam und danach in der Stadt geblieben ist. Nächste Station ihres Stadtrundgangs: „Trachten Stassny“ in der Getreidegasse. Hier gibt es neben dem traditionellen Dirndl auch moderne Trachteninterpretationen. Das Dirndl gehört für viele Salzburger und Gäste einfach dazu: „Wenn man am Land eingeladen ist, passt es immer. Bei den Einladungen der Fürstin Wittgenstein ist es eigentlich Pflicht“, sagt Harf. Beim „Jedermann“ auf dem Domplatz ist die Tracht ebenso angesagt. „Auch wenn man an einem Sommernachmittag im Dirndl auf dem Domplatz fast vor Hitze stirbt.“

Ein Accessoire, das im Salzburger Sommer auch nicht fehlen darf, gibt es ein paar Schritte weiter im Hutgeschäft Mühlbauer: den Fächer. Die kürzlich eröffnete Hutgalerie ist für Harf eine Bereicherung: „Schade, dass ich nicht so viele Hüte brauche.“ Durchaus partytauglich findet die Organisatorin vieler Feiern und Empfänge einige mit bunten Federn, Schleifen und Strass aufgemotzte Haarreifen, die jedem schlichten Outfit etwas Divahaftes verleihen.

Tausende Knöpfe. Wenn es darum geht, einem Kleid etwas Pepp zu geben, hat Harf eine Empfehlung: den „Knopferlmayer“. Seit 250 Jahren gibt es das Fachgeschäft für Knöpfe, Zwirne und andere Nähaccessoires. Die Verkäuferinnen Irmi und Theresia regieren über ein Reich an tausenden Knöpfen, Borten und Kordeln. Ein bisschen Federborte angenäht – und schon ist ein unscheinbares Kleid fertig für den großen Auftritt. Was ist eigentlich angesagt in diesem Festspielsommer? „Ich glaube, heuer ist Understatement gefragt. Es wird sicher nicht die große Was-hast-du-für-ein-neues-Kleid-Show.“ Auch wenn der Partyreigen noch nicht begonnen hat, zeichnet sich schon ab, dass die Wirtschaftskrise für eine neue Bescheidenheit bei den Gastgebern sorgt. Als Protokollchefin ist der Sommer für Harf absolute Hochsaison. Kein Abend, an dem nicht mindestens ein Empfang, ein Fest oder ein Sponsorenevent stattfindet. Wenn die Stadt voll ist mit Festspielkünstlern und -gästen, kann sie keine drei Schritte tun, ohne nicht auf Bekannte zu treffen.

An einem Geschäft kann Harf aber auch im größten Stress fast nicht vorbeigehen: Feinkost Reichl in der Wiener-Philharmoniker-Gasse. Ein kleiner Ausflug ins Italienische: In der Vitrine türmen sich Prosciutto, Antipasti-Variationen. Ein schnelles Mittagessen an den Stehtischen im Freien oder ein Achterl Festspielwein – mit Jedermann Peter Simonischek am Nachbartisch. Und wie lebt es sich abseits des sommerlichen Trubels in Salzburg? „Ich genieße die Kleinheit der Stadt“, sagt Harf. Und fügt hinzu: „Und München und Wien sind ja nicht weit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2009)

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