Leiche von abgängigem Geiselnehmer in Wald bei Graz gefunden

Der 61-jährige galt als nicht zurechnungsfähig. Er war nach einem Ausgang nicht zurückgekehrt.

Ein Schwammerlsucher hat am Freitagabend im steirischen Vasoldsberg (Bezirk Graz-Umgebung) die Leiche eines 61-jährigen Steirers gefunden. Die Polizei schließt Fremdverschulden aus, man geht von einem Suizid aus. Der gebürtige Obersteirer war seit 8. Juni abgängig. Er war von einem Ausgang nicht in die Einrichtung zurückgekehrt, in der er lebte. Die Leiche wurde in einem nahen Wald gefunden.

Der Mann war als Gewalttäter bekannt geworden, auf sein Konto geht unter anderem ein lebensbedrohlicher Angriff auf einen Wachebeamten. Der von Boulevard-Medien als "Horror-Hans" titulierte Steirer hatte im Februar 2009 erstmals für Schlagzeilen gesorgt, als er in seiner Wohnung in Sankt Marein im Mürztal eine Geiselnahme vortäuschte und drohte, das Haus in die Luft zu sprengen.

Im Oktober 2009 wurde er bei einem Prozess in Leoben für nicht zurechnungsfähig erklärt, seine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher wurde verfügt. Im Juni 2009 floh er aus der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz und wurde zweieinhalb Monate später in einem Wald bei Frohnleiten nördlich der Stadt aufgegriffen.

2015 in Pflegeeinrichtung verlegt

Nach seiner schriftlichen Ankündigung im Oktober 2009, Richter, Staatsanwälte und Polizeibeamte als Geiseln zu nehmen, wurde er nach Wien verlegt. Diese Ankündigung versuchte der Mann im Februar 2011 in die Tat umzusetzen, indem er eine junge Ärztin mit selbst gebastelten Stichwaffen bedrohte und einem Wachebeamten, der der Psychiaterin zu Hilfe kam, durch zwei Stiche lebensbedrohend verletzte. Ein Gutachten bescheinigte ihm eine paranoide Psychose und Zurechnungsunfähigkeit zum Tatzeitpunkt. Im Juli 2011 wurde er neuerlich in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Ab diesem Jahr lebte der heute 61-Jährige in der Sonderanstalt Göllersdorf (Bezirk Hollabrunn), wo man auch am Freitag noch keine Erklärung für sein Verschwinden am Mittwoch hatte. Der Mann hatte dort nach Angaben von Anstaltsleiterin Karin Gruber eine zweijährige Intensivtherapie absolviert und war medikamentös gut eingestellt. "Seine Wahnsymptomatik nahm ab und war nicht mehr behandlungsrelevant", sagte Gruber. Nach Einzel- und Gruppenausgängen sei für April 2015 die Verlegung des Mannes in eine Pflegeeinrichtung beschlossen worden. Dort bekam er regelmäßig Ausgang.

"Am Mittwoch hätte er um 17.00 Uhr zurückkehren sollen. Nachdem er nicht erschienen war, wurde er zur Fahndung ausgeschrieben", sagte die Anstaltsleiterin, die den 61-Jährigen als intelligenten, kooperativen, aufgeschlossenen, wenn auch zurückhaltenden Mann beschrieb. "Wir können uns bis jetzt nicht erklären, was passiert ist", sagte Gruber, "weil sein Verschwinden so gar nicht 'passt'".

(APA)

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