Mit Hannes Arch ist einer der bekanntesten Extrem- und Flugsportler verunglückt. Der Air-Race-Weltmeister erfüllte sich den Traum vom Abenteuer in der Luft und in den Bergen – dort ging sein Leben auch zu Ende.
Der österreichische "Air Race"-Pilot, Extremsportler und Alpinist Hannes Arch, 48, ist in der Nacht auf Freitag bei einem Hubschrauberabsturz in einem schwer zugänglichen Gebiet nahe des Großglockners ums Leben gekommen. Ein zweiter Helikopter-Insasse, ein 62-jähriger Deutscher, wurde schwerst verletzt.
Arch hatte mit seinem Hubschrauber einen Transportflug zur Elberfelder Hütte (2346 Meter Seehöhe) durchgeführt. Kurz nach 21 Uhr wollte er den Rückflug nach Salzburg antreten – gemeinsam mit dem Deutschen, der sich spontan entschlossen hatte, mitzufliegen. Der Nachtsichtflug war angemeldet und sollte beim herrschenden Schönwetter kein Problem sein. Doch schon bald nach dem Start zerschellte der Helikopter an einer Felswand und blieb in einer steilen Rinne liegen. Ein Polizeihubschrauber lokalisierte die Absturzstelle, 41 Bergretter stiegen drei Stunden zum Unfallort auf, für Arch kam jede Hilfe zu spät.
Der gebürtige Steirer hat sich vor allem als Weltmeister in der Air-Race-Weltmeisterschaft einen Namen gemacht. Sich selbst bezeichnete Arch lieber als „Abenteuersportler“. Der begeisterte Kletterer und Bergsteiger aus dem obersteirischen Trofaiach sorgte mit B.A.S.E.-Jumps wie jenen als erster Mensch vom Eiger oder dem Matterhorn für Aufsehen. „Im Herzen bin ich Bergsteiger und Abenteurer“, sagte Arch einmal.
Sein Hang zum Extremsport brachte ihn zu Red Bull. Das Getränke-Unternehmen erfand 2005 die Red Bull Air Race World Series, bei der vor allem fliegerische Präzision zwischen den Pylonen-Toren zählt. Nur ein Jahr, nachdem sich Arch erstmals für die Rennserie qualifiziert hatte, wurde er 2008 in Australien als erster Europäer Weltmeister. Sein jahrelanges Training aus dem Extremsport sei ihm dabei zugute gekommen, war Arch überzeugt. „Den Schalter umlegen, ins Flugzeug steigen, mich konzentrieren und die Leistung abrufen – das kann ich, das habe ich gelernt“, erklärte er unlängst der „Presse.“
Nachdem Arch 2009 und 2010 Vizeweltmeister geworden war, machte die wegen immer riskanterer Flugmanöver zu gefährlich geworden Serie für drei Jahre Pause. Der längst auch zum Unternehmer gewordene Arch überbrückte die Phase mit selbst konzipierten Flugshows und gewann Bronze bei der Aerobatik-WM 2012. Mit „Lausbubenstreichen“ (Arch) wie zuletzt seinem Slalomflug durch den Tauernwindpark in der Steiermark sorgte er für spektakuläre Bilder.
Als das Air Race 2014 runderneuert zurückkehrte, war auch Arch wieder dabei. Den Traum, beim Heimrennen in Spielberg vor 50.000 Fans zum zweiten Mal Air-Race-Weltmeister zu werden, konnte er sich knapp nicht erfüllen, 2015 wurde er WM-Dritter. Für 2016 stellte er ein neues Team zusammen, das bereits den Fokus auf 2017 legte. Die deutsche Stuntfrau Miriam Höller, mit der Arch seit 2010 liiert gewesen ist, war eng in seine sportlichen Konzepte involviert und auch Teil seines Air-Race-Teams. Nach sechs von acht Saisonrennen war Arch WM-Dritter, nur vier Tage nach dem jüngsten Air-Race-Bewerb in Deutschland verunglückte er im Großglockner-Gebiet. „Solange ich die Energie habe, ist das mein Traumsport“ hatte Arch noch vor seinem Heimrennen in der Steiermark erklärt.
Trotz seines Draufgängertums kalkulierte der Wahl-Salzburger das Risiko stets akribisch. Seine Herangehensweise beschrieb er so: „Meine Skills sind, dass ich mich auf einen Moment, eine Aufgabe konzentrieren und immer offen über den eigenen Horizont schauen kann.“ Als Hubschrauber-Pilot transportierte er zuletzt im Himalaya auf eigene Kosten Hilfsgüter für SOS Nepal, ein Hilfsprojekt von Tiroler Alpinisten. „Als Bergsteiger habe ich immer von diesem Land geträumt.“
Ein „normales“ Leben ist Arch stets zu unaufregend gewesen. So suchte und fand er seine Abenteuer in der Luft und in den Bergen, wo letztlich auch sein Leben unerwartet und abseits des Abenteuertums zu Ende ging.
(joe)