ORF-Zentrum: Hietzings Sorgenkind Küniglberg

(c) Clemens Fabry
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Anrainer fürchten Parkplatznot und massives Verkehrsaufkommen. Der Bezirk hat die Flächenwidmung abgelehnt und fordert eine Garage - die Grünen das Parkpickerl.

Wien. Wenn Hunderte Arbeitsplätze entstehen, ist das nicht immer für alle ein Grund zur Freude. Rund um den Küniglberg in Hietzing würde man auf die 1000 Mitarbeiter, die ab 2020 von anderen Standorten in das ORF-Zentrum umsiedeln sollen, nun lieber verzichten.

Weil sich der ORF doch dazu entschieden hat, keine Tiefgarage zu bauen, fürchten Anrainer massives Verkehrsaufkommen und Parkplatznot. Eine Bürgerinitiative hat bereits Hunderte Unterschriften gegen die geplante Standorterweiterung gesammelt – und den Bezirk auf ihrer Seite. In einer Sondersitzung der Bezirksvertretung wurde die vorgesehene Flächenwidmung abgelehnt, dafür forderten SPÖ, ÖVP und FPÖ in einer Stellungnahme an die Stadt den Bau einer Tiefgarage mit 300 Plätzen.

Neue Bushaltestellen

Der ORF, der derzeit ohnehin Geldsorgen hat, will sich dieses Millionen teure Projekt sparen. Weiters sprechen Sicherheitsbedenken gegen Grabungen. Weil sich auf dem Areal nach dem Zweiten Weltkrieg ein Flugfeld der britischen Besatzungsmächte befand, werden Blindgänger in der Erde vermutet. „Wir erarbeiten gerade ein Verkehrskonzept – wir wollen den motorisierten Individualverkehr nicht fördern“, so Oliver Lingens vom ORF, der den Umzug mitkoordiniert. Derzeit verhandle man mit den Wiener Linien darüber, wie eine Ausweitung der Linien 8A und 28 aussehen könnte. Es werden Intervallverdichtungen und eine neue Haltestelle gewünscht.

Die Grünen hat der ORF auf seiner Seite: „Eine Tiefgarage hat noch nie für weniger Verkehr gesorgt“, sagt der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. „Eine Ausweitung der Buslinien in Kombination mit einem Parkpickerl rund um das Zentrum wäre vernünftig und würde Autofahrer fernhalten“, sagt er.

Tauziehen um das Funkhaus

„Nur weil der ORF die für sich billigste Variante wählen will, ist das kein Anlass, über das Parkpickerl zu diskutieren“, sagt ÖVP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald, die Parkraumbewirtschaftung bisher ablehnte. Im Frühjahr soll es aber eine Bürgerbefragung zum Parkpickerl geben.

Vielleicht werden im Endeffekt aber doch gar nicht so viele auf den Küniglberg pilgern. Geht es nach den Radiomitarbeitern des Funkhauses auf der Wieden, könnte man sich den ganzen Umzug sowieso sparen. Dass zumindest Radio Wien dort bleiben kann, ist mittlerweile fix. Der ORF hat 40 Prozent des Hauses für sich behalten, 60 Prozent wurden an die Vorarlberger Baugruppe Rhomberg verkauft. Nun gibt es mit dem Investor Gespräche, weitere Teile des denkmalgeschützten Gebäudes günstig zurückzukaufen. Es ist die Rede von einer Fläche von Rund 6000 Quadratmetern zu einem Preis von rund 1500 Euro pro Quadratmeter. „Im Großen und Ganzen sind das die Räumlichkeiten von Ö1“, sagt Gerhard Ruiss, Mitglied der IG Funkhaus. Rhomberg soll der Idee im Gegensatz zur ORF-Generaldirektion durchaus zugetan sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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