Bergwärts, wie die Mönche

Eine Wanderung durch die herbstliche Natur zum alten Kloster auf dem Georgenberg, in das die Mönche nun wieder ziehen.
Eine Wanderung durch die herbstliche Natur zum alten Kloster auf dem Georgenberg, in das die Mönche nun wieder ziehen. (c) Sylvia Riedmann-Flatz
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Eine Wanderung auf den Georgenberg in Tirol: durch herbstliche Wälder – mitunter recht steil – hinauf zum Kloster auf 898 Metern Seehöhe.

Eine Feuersbrunst hatte die Benediktiner einst vom Georgenberg vertrieben. Vor rund 300 Jahren zogen sie hinunter ins Inntal, ins Stift Fiecht. Aus wirtschaftlichen Gründen geben die Mönche das Gebäude nun wieder auf und kehren in das alte Kloster auf dem Berg zurück. Es thront hoch auf einem Felsen über einer Schlucht am Rand des Karwendelgebirges, erreichbar nur über eine alte Brücke aus Holz. Ein pittoresk gelegener Anzugspunkt für Pilger und Wochenendausflügler. Zur Attraktion trägt übrigens auch die Klosterwirtschaft auf dem Georgenberg bei, wo auf der sonnigen Terrasse Tiroler Hausmannskost serviert wird.

Für die Wanderung auf den Georgenberg bieten sich im Herbst vor allem zwei Varianten an: Die erste, etwas sportlichere, nimmt ihren Ausgang beim Stift Fiecht, inmitten der saftigen Wiesen des Inntals. Hier kann man das Auto auf dem Parkplatz abstellen. Ein Blick in die barocke Stiftskirche lohnt übrigens. Sie bildet das Zentrum des in vier großen Bauteilen um einen Innenhof angeordneten Stiftsgebäudes, das von 1706 bis 1708 errichtet wurde.

Der Konvent, der seit 950 auf dem Georgenberg zu Hause ist und 1138 zur Abtei erhoben wurde, hat über die Jahrhunderte reiche Schenkungen erhalten und das neue Stiftsgebäude im Tal errichten lassen. Heute sind in dem Gebäude nur noch zehn Mönche zu Hause. Nachwuchssorgen plagen den Konvent. Der Erhalt des riesigen Stiftsgebäudes ist für ihn kaum noch zu bewerkstelligen. Trotz Beherbergungsbetriebs, Seminartätigkeit und der Verpachtung eines Teils des Gebäudes an das Rote Kreuz, das hier minderjährige Flüchtlinge untergebracht hat. Das Stift mit seiner gut ausgestatteten, weithin geschätzten Bibliothek soll in den kommenden zwei Jahren eine neue Nutzung finden, hat der Konvent in diesem Sommer bekannt gegeben. Noch pendeln die Mönche also zwischen der Heimstatt im Tal und jener auf dem Berg.

Auf ihren Spuren geht es bergwärts. Zunächst der asphaltierten Straße entlang, durch die kleine Ortschaft Fiecht, bis nach rund fünf Minuten Fußmarsch rechter Hand ein Schild den Weg nach St. Georgenberg weist. Die Abzweigung darf man nicht verpassen, sonst muss man neben den stinkenden Autos die Fahrstraße benutzen. Rechts also, der Beschilderung folgend, geht es bald auf einem schmalen Steig über Steine und Wurzeln in die Höhe.

Blick bis ins Unterland. Mit jeder Kurve, die man hinter sich lässt, gewinnt man zunehmend Überblick übers Inntal, sieht bis Innsbruck im Westen und an klaren Tagen auch weit ins Unterland Richtung Deutschland. Heiß ist es hier am Südhang, der auch im Herbst so von den Sonnenstrahlen erwärmt wird, dass man gut ohne Jacke auskommt. Schwitzen wird man dennoch, denn in dieser ersten Etappe sind an die 200 Höhenmeter zu bewältigen. Nach rund 30 Minuten ist die erste Steilstufe geschafft, ein kleines Plateau erreicht: die Weng.

Hierher führt die Fahrstraße und hier liegt auch der Ausgangspunkt für die zweite, die Variante für etwas Faulere: Ein großer Parkplatz steht für die motorisierten Ausflügler bereit. Tafeln kündigen Gottesdienstzeiten, Wallfahrten und die Kosten für Messen an. Auch ist das Kloster St. Georgenberg ein Etappenziel des heimischen Jakobswegs. Eine breite Schotterstraße, auf der ein Fahrverbot gilt, führt durch herbstlich bunten Mischwald. Zuerst geht es rund zehn Minuten lang gemütlich bergan, bevor die Bäume dichter werden und den Weg zunehmend verdunkeln.

Es geht nun nordwärts und hinunter in das Stallental. An dessen Sohle, beim Bach angekommen, öffnet sich der Blick und da ist es: Hoch droben auf einem schroffen Felsen steht das Kloster. Einer Trutzburg gleich. Bevor der letzte, steile Anstieg zu bewältigen ist, führt der Weg über eine Holzbrücke über den Bach, dessen kaltes Bergwasser von hier über die Wolfsklamm ins Inntal sprudelt. Ein paar Kurven führen auf 898 Meter Seehöhe, wo das alte Kloster steht.

Doch um es zu erreichen, muss der Besucher noch über die Hohe Brücke, die den Klosterfelsen mit dem Hang daneben verbindet. Die Brücke, die rund 40 Meter überspannt, besteht aus einer 50 Meter hohen Holzkonstruktion, die auf steinernen Bögen steht. Die Wurzeln dieses architektonischen Meisterwerks gehen zurück bis ins 15. Jahrhundert. Auf dem Georgenberg selbst angelangt, kann man entweder einen der Gottesdienste in der kleinen Wallfahrtskirche besuchen oder sich den weltlichen Genüssen auf der Terrasse der Klosterwirtschaft zuwenden. Auf der Karte stehen auch Zillertaler Krapfen. Das ist ein Schmalzgebäck aus Roggenteig mit Graukäsefüllung – ein Geheimtipp.

Ein Tipp für die warme Jahreszeit: Von Mai bis Ende Oktober kann man St. Georgenberg auch durch die Wolfsklamm erreichen. Der Weg führt hier über zahllose Stufen und Brücken einen rauschenden Bach entlang, der sich tief in die Felswände eingegraben hat (www.wolfsklamm.at). Weitere Infos unter www.st-georgenberg.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016)

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