Feuerattacke auf Muslimin: Schülerinnen suspendiert

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Feuerzeug(c) Michaela Bruckberger
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Zwei Jugendliche haben bei einem Schulausflug eine Klassenkameradin attackiert. Am Ende zündeten sie das Kopftuch der praktizierenden Muslimin an. Die beiden 15-jährigen Schülerinnen wollen sich nicht entschuldigen.

GRAZ (hoe). Mehrere Gespräche mit den Betroffenen, deren Eltern und Vertrauenspersonen haben nichts geholfen: Die beiden 15-jährigen Schülerinnen der Caritas-Fachschule für wirtschaftliche Berufe in Graz wollten sich für ihr Vorgehen nicht entschuldigen. „Da das Ziel der Einsicht nicht erreicht werden konnte, blieb als Konsequenz nur der Schulverweis“, sagt Direktorin Evelyn Awad.

Was war passiert? Die beiden Jugendlichen hatten bei einem Schulausflug eine Klassenkameradin attackiert. Am Ende zündeten sie das Kopftuch der praktizierenden Muslimin an. Da es sich um keine leicht entflammbaren Kunstfaser handelte, brannte das Tuch nicht weiter. Folgen hatte der Vorfall dennoch. Einen Tag später informierte die Mutter des Opfers die Schulleitung. Direktorin Awad riet zu einer Anzeige und versuchte parallel schulintern mit Gesprächen die Situation zu deeskalieren. Der Mutter reichte das nicht: „Die Direktorin hat nur Einzelgespräche geführt“, kritisierte sie. Sie erstattete bei der Polizei Anzeige, diese wird den Fall an das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung weitergeben.

Bei der Caritas als Schulträger zeigt man sich betroffen. Laut Direktorin könne ein religiöses Motiv ausgeschlossen werden, es gehe um „persönliche Differenzen“. Es sei aber „ein Vorfall, der in seiner symbolischen Dimension und emotionalen Beleidigung für diese Schule außergewöhnlich ist“, so Caritas-Sprecher Harald Schmied. Der Anteil an der vorwiegend von weiblichen Jugendlichen besuchten Schule liegt bei rund 20Prozent. Es werden immer wieder interreligiöse Projekte angeboten. Dienstagabend schien zumindest klassenintern eine Lösung möglich. „Die beiden Täterinnen wollten sich vor versammelter Klasse entschuldigen“, sagt Awad. Gestern, Mittwoch, weigerten sie sich allerdings. Der Schulverweis war die Folge.

Der muslimische Verein Somm kritisiert den Vorfall, Mobbing wegen des Kopftuchs müssten muslimische Frauen immer wieder hinnehmen: „In Wahlkampfzeiten ist es besonders schlimm.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2009)

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