Die Nachfrage nach Faustfeuerwaffen wächst

Mehr als zwei Drittel der in Österreich gekaufen Waffen ist Seconhandware.
Mehr als zwei Drittel der in Österreich gekaufen Waffen ist Seconhandware.(c) Stanislav Jenis
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Der Handel mit neuen Faustfeuerwaffen stieg 2016 um acht Prozent – der mit neuen Gewehren ging deutlich zurück. Prozentuell gibt es die meisten Waffenbesitzer im Burgenland.

Wien. Die Österreicher lassen es gern krachen. Seit der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 steigt die Zahl an registrierten Waffen. Vor allem die Nachfrage an Faustfeuerwaffen ist groß und wuchs 2016 im Vergleich zum Vorjahr laut Branchenradar mit 57.000 Stück um etwa fünf Prozent. Insgesamt setzten die Generalimporteure mit Handfeuerwaffen 2016 rund 51 Millionen Euro um – ein Plus von elf Prozent in drei Jahren.

Die Österreicher kaufen ihre Waffen gern wie ihre Pkw: gebraucht. Mehr als zwei Drittel ist Secondhandware. Dabei handelt es sich nur zum Teil um tatsächliche Ankäufe. Vielmehr dient der Gebrauchtwaffenmarkt mittlerweile der Legalisierung noch nicht registrierter Waffen der Kategorien B (primär Pistolen und Revolver) und C (Büchsen). Seit Mitte 2014 ist eine Registrierung Pflicht – für Waffen der Kategorie B braucht man außerdem eine Waffenbesitzkarte, für die auch ein psychologischen Gutachten nötig ist.

(c) Die Presse

Burgenland rüstet auf

Die Zahlen zeigen vor allem eines: In Österreich wechseln Waffen oft den Besitzer. Um Aussagen darüber treffen zu können, wie viele Waffen es nun tatsächlich mehr gibt, müssen die Verkaufszahlen neuer Ware herangezogen werden. Diese zeigen: Während bei Faustfeuerwaffen ein erhebliches Plus von acht Prozent zu verzeichnen ist, sank die Nachfrage bei neuen Gewehren zum Vorjahr um sieben Prozent.

Mit Stichtag 1. Dezember 2016 gab es in Österreich 977.911 registrierte Waffen – das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 9,66 Prozent. Diese Waffen werden von 289.116 Menschen besessen (Plus von 14 Prozent). Demnach hat durchschnittlich jeder 3,3 Waffen. Die meisten Besitzer gibt es im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung im Burgenland: Hier besitzen 4,8 Prozent der Einwohner eine bzw. mehrere Waffen – in Niederösterreich sind es immerhin 4,5 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie in Wien, wo 1,9 Prozent der Bevölkerung legal eine Waffe besitzen, in Vorarlberg sind es 2,1 Prozent. Die meisten Waffen pro Besitzer gibt es in Tirol – nämlich 3,8 pro Person. Auf den Plätzen zwei und drei rangieren wieder Niederösterreich (3,6) und Burgenland (3,5).

Interessant ist, dass die Statistik des Innenministeriums 6907 registrierte Waffen der Kategorie A aufweist – das ist verbotenes Kriegsmaterial wie Kalaschnikows oder Pumpguns. Wie diese trotzdem legal registriert sein können? „Es gibt etwa für Sachverständige Ausnahmegenehmigungen“, heißt es aus dem Innenministerium auf „Presse“-Anfrage. Weiters wurden Pumpguns zwar 1995 verboten, jene, die aber schon eine besaßen, durften diese oft behalten.

Billige, illegale Waffen

Neben den registrierten Waffen floriert in Österreich auch der Handel mit illegalen Waffen, die vor allem für die organisierte Kriminalität interessant sind. Dass nur selten Verbrechen mit registrierten Waffen begangen werden, zeigen zwei Zahlen der Kriminalstatistik aus den Jahren 2013 und 2014, die im Zuge einer Schwerpunktaktion erhoben wurden. 2013 wurden von 891 Delikten mit einer Schusswaffe 647 mit einer illegalen Waffe begangen. 2014 waren in 1191 Fällen 800 illegale Waffen im Spiel – also in beiden Jahren mehr als zwei Drittel illegal. In den vergangenen zehn Jahren sind die Delikte mit Schusswaffen um 95 Prozent gestiegen.

In vielen Fällen stammen die illegalen Waffen vom Balkan, wo es seit den Kriegen in den 1990er-Jahren noch immer massig Kriegsmaterial gibt, das nun nach Jahren der politischen Stabilität veräußert wird. Die Waffen werden meist über das verschlüsselte Internet, das sogenannte Darknet, gehandelt, und zwar äußerst günstig. „Presse“-Recherchen zeigen: Eine Faustfeuerwaffe ist hier illegal ab 150 Euro zu bekommen – das ist nur ein Bruchteil dessen, was eine neue Pistole kostet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2017)

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