Der Mann, der mutmaßlich seine Eltern erschlug, gab als Tatmotiv Überforderung bei der Betreuung an.
Perchtoldsdorf. Die Befragungen jenes Mannes, der am frühen Dienstagmorgen seine pflegebedürftigen Eltern getötet haben soll, sind abgeschlossen. Der 47-Jährige gab im Verhör mit Beamten des niederösterreichischen Landeskriminalamts an, aus Verzweiflung gehandelt zu haben. „Der Verdächtige verantwortete sich mit Überforderung bei der täglichen Pflege“, sagte Staatsanwalt Erich Habitzl der „Presse“. Seine Behörde habe am Mittwoch die Obduktion der beiden Opfer durch einen Sachverständigen wurde angeordnet. Am späten Nachmittag verhängte das Landesgericht die Untersuchungshaft.
Der – mutmaßliche – Täter ist geständig. Nach derzeitigem Kenntnisstand dürfte der ÖBB-Bedienstete die gehörlosen und pflegebedürftigen Eltern, der Vater wurde 85, die Mutter 75 Jahre alt, im gemeinsam bewohnten Einfamilienhaus in Perchtoldsdorf mit einem Baseballschläger erschlagen haben.
Aus dem vorliegenden Zeitablauf geht hervor, dass das Verbrechen gegen 6.30 Uhr geschah. Ob die beiden Opfer da noch schliefen oder bei vollem Bewusstsein erschlagen wurden, könnte die Obduktion klären. Gegen sieben Uhr wählte Gerald B. den Polizeinotruf 133. Gefasst sagte er zum diensthabenden Beamten: „Ich habe meine Eltern getötet.“ Anschließend ließ er sich von den Besatzungen der losgeschickten Streifenwagen widerstandslos festnehmen.
Auszeichnung für Opfer
Der Tatverdächtige hat zwei – ebenfalls gehörlose – Schwestern, die jedoch nicht in Perchtoldsdorf leben.
Der getötete Vater, Wilfried B., war über viele Jahre in verschiedenen Gehörlosenorganisationen tätig, unter anderem als Unterstützer des Wiener Gehörlosen-Sportklubs und -Kulturvereins. 1998 erhielt er dafür das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien. (awe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2017)