Bundesheerpanzer rollen auf YouTube

''My good friends from the Austrian Military''. YouTuber Novritsch testet den ''Leopard 2'' (Video im Artikel unten eingebettet).
''My good friends from the Austrian Military''. YouTuber Novritsch testet den ''Leopard 2'' (Video im Artikel unten eingebettet).Screenshot YouTube
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Österreichs Militär wirbt mithilfe von Videobloggern um Nachwuchs. Seit Montag erreichte ein Panzer-Clip des YouTube-Stars Novritsch mehr als 340.000 Menschen.

Wien. „Nach dem Schuss“, sagt der Soldat zum Star des elf Minuten langen Clips, „munitioniert der Ladeschütze die nächste Granate auf, und Du kannst nach fünf bis zehn Sekunden wieder am Feuergefecht teilnehmen.“
Was klingt wie ein Absatz aus dem Drehbuch des Hollywood-Panzer-Streifens „Herz aus Stahl“ mit Brad Pitt, ist in Wahrheit eine Szene aus einem brandneuen Werbevideo für das Bundesheer. Österreichs Streitkräfte suchen nach der Stabilisierung des eigenen Budgets nämlich nach einem zeitgemäßen Image und vor allem: militärisch interessiertem Personal. Dabei helfen sollen die neuen Stars aus YouTube, Instagram &. Co.

Das wohl mit Abstand stärkste Vehikel dieser neuen Strategie ist Novritsch. Hinter dem Internet-Rufnamen verbirgt sich der 23-jährige Wiener Christoph Neuwirth, der für ein am Montag veröffentlichtes Video das Panzerbataillon 14 in Wels besuchte und dabei den 55 Tonnen schweren Kampfpanzer Leopard 2 für seinen YouTube-Kanal so testen durfte, wie Motorjournalisten den aktuellen Golf.

Konsumenten klassischer Medien wird Neuwirth wohl kaum ein Begriff sein. Im Internet, auf YouTube, ist er ein Star. Seinen Channel haben weltweit über 1,5 Millionen Menschen abonniert. Zum Vergleich: Jener der britischen BBC bringt es auf eine Million. Der Jungunternehmer aus dem Netz ist auch auf anderen Plattformen aktiv, posiert dort in Tarnanzug und mit taktischer Ausrüstung – vereinzelt auch zwischen leicht bekleideten Frauen. Die Videos zeigen ihn in militärisch inspirierten Gefechten. Dabei beschießen sich er und seine Spielgegner mit aus täuschend echt aussehenden Airsoft-Waffen abgefeuerten Kunststoffkugeln. Da seine Internetauftritte durchwegs in Englisch sind, hat er Fans von Nordamerika bis Taiwan. Und natürlich auch in Österreich.

Mehr Projekte geplant

„Für uns ist die Zusammenarbeit ein Glücksfall“, sagt Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Über Neuwirth, der Milizsoldat ist und für die Kooperation kein Honorar bekommt, erreiche man in großer Zahl genau jene Zielgruppe, die sich für militärische Belange interessiere. Kritik von Waffengegnern nehme sein Haus dabei durchaus in Kauf, so Bauer.

Das Image- und Rekrutierungsprojekt ist jedoch breiter geplant. In den vergangenen Monaten gewährte man schon anderen Videobloggern Zugang, ließ Ernährungsberaterinnen die Hindernisbahn an der Militärakademie testen, veranstaltete Modeshootings vor einem Eurofighter und fuhr mit Szenegröße Kim Lianne (500.000 Abonnenten) zur Airpower.

Das lange etwas angestaubt wirkende Bundesheer drängt mit dem Projekt massiv in junge Zielgruppen. Eine Strategie, die auch Deutschlands Bundeswehr fährt. Dort läuft aktuell eine mit Spiegel TV produzierte Reality-Soap („Die Rekruten“) auf YouTube, schon länger testet Soldat und Videoblogger Oliver Bender unterschiedliche Truppenkörper – zuletzt zum wiederholten Mal das Kommando Spezialkräfte (KSK). Ein Format, an dem im Hintergrund auch das Bundesheer arbeitet.

Auch Christoph Neuwirth hat schon den nächsten Video-Auftrag. Im Februar wird er die Scharfschützenausbildung absolvieren. Die Reaktionen auf den Panzertest, erzählt er, hätten ihn überwältigt. Innerhalb von zwei Tagen sahen diesen über 340.000 Menschen. Wie erklärt er sich den Hype um seinen martialischen YouTube-Channel? „Ohne das zu verherrlichen, aber Krieg und Waffen sind Dinge, die viele Menschen einfach faszinieren.“

Eine Auswahl von Clips mit anderen Videobloggern, die in den vergangenen Monaten entstanden:

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