Sechs Jahre nach Mord: Prediger festgenommen

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Symbolbild(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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2003 wurde ein Grazer Pensionist erstochen, ein Kurde sitzt dafür in Haft. Nun belastet er einen Prediger der Zeugen Jehovas. Der mutmaßliche Mittäter ist in Verwahrungshaft.

Mit dutzenden Messerstichen wurde am 23. November 2003 der 58-jährige Pensionist Bernd A. in seiner Wohnung in Graz erstochen - seit 2004 sitzt ein heute 30-jähriger Kurde wegen des Mordes im Gefängnis. Nun gibt es eine weitere Festnahme: Der Verurteilte Abdurrahim P. hat im Frühjahr 2009 eine Wiederaufnahme seines Verfahrens beantragt und einen Glaubensbruder von den Zeugen Jehovas der Mittäterschaft bezichtigt.

Der beschuldigte 55-jährige Grazer ist in Verwahrungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Graz am Montag bestätigte. Der Mann wies alle Vorwürfe zurück. Er wurde am Sonntag in die Justizanstalt Graz Jakomini eingeliefert. Über eine mögliche Untersuchungshaft könnte am Montagabend entschieden werden.

Religiöser Hintergrund

Die bisherigen Einvernahmen lassen laut Staatsanwaltschaft einen religiösen Hintergrund als Tatmotiv annehmen: Abdurrahim P. gab an, dass es einen Streit zwischen dem Opfer Bernd A. und dem Grazer gegeben habe. Letzterem sei es nicht recht gewesen, dass der Rentner als Unterkunftsgeber des Türken mit diesem auf einer Sauftour gewesen war. Darauf habe das spätere Mordopfer den Grazer und dessen Religionsgemeinschaft massiv beschimpft, weshalb es zur Tat gekommen sei.

Unmittelbar nach der Tat 2003 war Abdurrahim P. als Verdächtiger festgenommen worden, er gab zu, das Opfer mit sechs oder sieben Messerstichen in Notwehr getötet zu haben. Schon einige Zeit vor der Tat war Abdurrahim P. vom nunmehr Festgenommenen "religiös betreut" worden, so die Staatsanwaltschaft. Der 55-jährige Grazer hatte zu seinem "Schützling" mehrmals wöchentlich Kontakt, studierte mit ihm die Bibel und hatte so "ein starkes Vertrauensverhältnis" aufgebaut.

300.000 Euro versprochen

Erste Zweifel an der alleinigen Täterschaft gab es im Jahre 2006, als der Verurteilte einen ersten Wiederaufnahmeantrag stellte, damals in seinen Angaben aber zu ungenau geblieben war. Ein neuerlicher Antrag im Frühjahr 2009 hatte laut Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher mehr Substanz, das Landeskriminalamt begann mit Ermittlungen. Der 30-Jährige gab bei neuerlichen Einvernahmen an, er sei bei dem Mord zwar "dabei gewesen", sei auch "aktiv gegen das Mordopfer" geworden, die tödlichen Stiche habe jedoch der 55-jährige Grazer geführt. Dieser soll den später Verurteilten durch Versprechen eines Geldbetrages in der Höhe von 300.000 Euro dazu bewegt haben, die Tat allein auf sich zu nehmen.

Im Zuge der Ermittlungen wurde ein Geldfluss von rund 50.000 Euro vom Verdächtigen an den Verurteilten - auf dessen Gefängniskonto bzw. an Verwandte in der Türkei - nachgewiesen.

(APA/Red.)

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