Salzburg: Ein Tunnel gegen die Verkehrsmisere

(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Ein Autobahntunnel durch den Gaisberg soll die Stadt vom Verkehr entlasten.

Salzburg. Rund 60.000 Menschen pendeln täglich aus dem Umland in die Stadt Salzburg. Die Problemlage ist seit Jahren klar, die Lösungen allerdings fehlen oder werden ewig diskutiert. Vom Projekt der Stadtregionalbahn hat sich die Mehrheit im Gemeinderat erst vor wenigen Tagen wieder verabschiedet. Die seit Jahrzehnten überlegte Verlängerung der Lokalbahn in die Innenstadt sei unfinanzierbar, befanden die Mandatare. Einer aktuellen Studie zufolge hätte die Bahn 1,5 Milliarden Euro gekostet.

Der jüngste Vorschlag zur Eindämmung des Verkehrs in der Innenstadt stammt von SP-Gemeinderat Michael Wanner. Er denkt laut über einen kilometerlangen Tunnel durch den stadtnahen Gaisberg nach. Damit könnte man eine Autobahnverbindung von Salzburg Nord bis Puch im Süden rund um die Stadt schaffen und Verkehr, der jetzt durch die Stadt fährt, in einem weiten Bogen außen herumführen. Wanner verlangt eine Machbarkeitsstudie.

Dem Gaisbergtunnel wird wohl ein ähnliches Schicksal beschieden sein, wie dem längst zu Grabe getragenen Kapuzinerbergtunnel. Auch die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung dürfte sich verschieben. Das Parken der Pendler in den Vorstadtbezirken soll durch eine Parkgebühr unattraktiv werden. „Ich bin zuversichtlich, dass die Parkraumbewirtschaftung mit Jahresanfang 2018 in Kraft treten kann“, sagt Bernhard Auinger, Klubobmann der SPÖ im Gemeinderat, zur „Presse“.

Doch im Landtag, der für die Einführung der Parkraumbewirtschaftung die Grundlagen schaffen muss, zeichnet sich derzeit keine Mehrheit ab. Die vorgeschlagene Jahresparkgebühr für Pendler von 700 Euro stößt bei ÖVP, Grünen und Verkehrslandesrat Hans Mayr (Salzburger Bürgergemeinschaft) auf Kritik. Nur zu kassieren, sei zu wenig, sagt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Es brauche auch Anreize, damit der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel erleichtert werde.

Die Stadt will außerhalb der bestehenden Kurzparkzonen, die unverändert bleiben, zwei Stunden gratis parken ermöglichen. Für längere Parkzeiten ist eine Gebühr von 90 Cent pro Stunde fällig. Pendler sollen ein Jahresticket von 700 Euro lösen können. Daneben soll das kürzlich präsentierte 365-Euro-Ticket für den öffentlichen Verkehr das Angebot für Pendler ebenso attraktiver machen wie Musterkorridore, um mit dem Bus schneller unterwegs zu sein.

Stationen mit Leihrädern

Gleichzeitig unternimmt die Stadt wieder einen Anlauf für einen flächendeckenden Fahrradverleih. Das System S-Bike soll vor allem die Nutzer von Bus und Bahn ansprechen. Statt zu Fuß zu gehen, können sie unkompliziert ein Fahrrad ausleihen. Ab dem Herbst werden 40 bis 50 Stationen mit rund 500 Leihrädern eingerichtet. Beim Magistrat Salzburg rechnet man mit Anschaffungskosten von 1,1 Millionen Euro, langfristig könnte sich das System über die Leihgebühren selbst tragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2017)

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