Gestatten, Hitzewelle Nummer vier

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Am Dienstag hat die bereits vierte Hitzewelle im Osten des Landes ihren Höhepunkt, am Donnerstag werden im Südosten 39 Grad prognostoziert. Solche Extreme werden immer mehr zur Norm.

Wien. Nach der Kaltfront von vergangener Woche ist die nächste Hitzewelle in vollem Gange – davon sprechen Meteorologen, wenn über mehrere Tage mehr als 30 Grad gemessen werden. An die Hitze werden wir uns ebenso gewöhnen müssen wie an die teils abrupte Abwechslung zwischen kalt und warm – oder vielmehr heiß. Das Wetter in sechs Punkten.

1 Einer der 20 wärmsten Julis der Messgeschichte seit 1767

Hitzerekorde sind hierzulande keine Seltenheit mehr. Der Juli war einer der 20 wärmsten der Messgeschichte (seit 1767), wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mitteilt. Laut Ubimet war der Juli um 0,9 Grad wärmer als im langjährigen Mittel, die ZAMG bewertet ihn gar als um einen Grad wärmer als im Schnitt.

2 Diese Woche erleben wir bereits die vierte Hitzewelle des Sommers

Es ist bereits die vierte Hitzewelle des Jahres. Die erste gab es vom 19. bis 29. Juni mit einem Höchstwert von 35,8 Grad (22. Juni, Krems). Vom 4. bis 12. Juli kam die nächste mit 35,3 Grad in Bad Radkersburg und 35,0 Grad in Andau (jeweils am 10. Juli). „Danach gab es eine kurze Verschnaufpause und vom 17. bis 23. Juli schon die nächste Hitzewelle“, sagt Ubimet-Meteorologe Josef Lukas. Die Höchstwerte wurden damals am 20. Juli mit 35,8 Grad in Wolkersdorf und 35,5 in Hohenau gemessen.

3 Die Hitzepole am Dienstag liegen in Niederösterreich und Burgenland

Am Dienstag soll es im ganzen Land heiß werden. „In Niederösterreich, dem Burgenland, in der Stadt Salzburg und in Oberösterreich sind um die 38 Grad denkbar“, sagt Lukas. Verstärkt wird das durch Föhn. Für Wien hat der Meteorologe 37 Grad prognostiziert. Zu den voraussichtlich heißesten Orten zählen die Stadt Salzburg, Weyer in Oberösterreich, in Niederösterreich Hohenau an der March, Berndorf und Wolkersdorf und im Burgenland Andau, Neusiedl am See „und generell der Seewinkel“. Schuld ist ein Tief über den Britischen Inseln, das heiße Luft aus Nordafrika bringt.

4 Am Donnerstag könnte an der 40-Grad-Marke gekratzt werden

Während es in Wien und Niederösterreich am Dienstag und am Freitag am heißesten werden soll, wird für den Südosten des Landes am Donnerstag ein neuer Rekord erwartet. „In der südlichen Steiermark und im Südburgenland könnten es knapp unter 40 Grad, zumindest 39 werden“, sagt Meteorologe Lukas. Den absoluten Hitzerekord gab es übrigens am 8. August 2013 mit 40,5 Grad in Bad Deutsch-Altenburg (NÖ).

5 Hitzeextreme und ein Wechsel aus Kalt/Warm werden zur Norm

Auch wenn es uns dieser Tage außergewöhnlich heiß vorkommt, langsam werden solche Sommer zur Norm. „Seit den 2000er-Jahren ist das normal, wir müssen uns daran gewöhnen“, sagt Lukas. „Seit 2005 liegen die Temperaturen in jedem Sommer deutlich über dem langjährigen Schnitt.“ Ein kleiner Ausreißer war der „frische“ Sommer 2014, als die Temperaturen um „nur“ 0,2 Grad über dem Durchschnitt lagen. Ganz extrem war es im Sommer 2015, als neun Tage hintereinander mehr als 35 Grad gemessen wurden.

Dass es dennoch zwischendurch immer wieder relativ kühle Phasen mit unter 20 Grad gibt, ist für den Meteorologen normal. „Die starke Abwechslung bringt die Hitze mit sich. Wir leben ja trotzdem in Mitteleuropa, wo immer wieder kühle Luft vom Atlantik kommen kann.“

6 Die Landwirtschaft rechnet mit Ernteverlusten, der Wald leidet

Temperaturen über 30 Grad und Trockenheit sind für die Landwirtschaft besonders problematisch. Im Juli waren vor allem der Osten und Südosten des Landes davon betroffen, während es im Bergland recht nass war. Die Getreideernte ist zu 90 Prozent abgeschlossen. Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich rechnet mit einem Ernteminus von 20 bis 25 Prozent. Sorgen macht er sich um jene Kulturen, die noch auf den Feldern stehen, wie Mais, Soja, Kartoffeln, Kürbis und Zuckerrüben. „Die Hitze kann da erheblichen Schaden anrichten.“ Es komme zu einer Notreife, bei der Schrumpfkörner und -knollen entstehen. Auch beim Grünland gebe es ein Ertragsminus von 30 bis 40 Prozent.

Und noch einen Verlierer der Hitze hat er ausgemacht, den man so nicht vermuten würde: „Der Wald leidet unter der Hitze. Ich fürchte, dass es insbesondere nördlich der Donau zu irreversiblen Waldschäden kommt“, so Marksteiner. Die Hitze begünstigt die Vermehrung der Borkenkäfer, gleichzeitig sterben die normalerweise recht trockenresistenten Kiefern reihenweise ab. „Der Wald hat ein schwieriges Jahr vor sich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2017)

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