Zehnjährige im Freibad sexuell belästigt

In den Wiener Bädern gab es kürzlich wieder Probleme (im Bild: Ein Bub im Laaerbergbad)
In den Wiener Bädern gab es kürzlich wieder Probleme (im Bild: Ein Bub im Laaerbergbad)APA/GEORG HOCHMUTH
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Ein zehnjähriges Mädchen wurde von einem Mann begrapscht. Der Bademeister rief nicht sofort die Polizei. Die Wiener Bäder gestehen einen Fehler ein.

Es passierte im Hütteldorfer Bad im 14. Bezirk. Eine Zehnjährige und ihre Freundin warteten am Samstag in der Schlange vor der Rutsche, als sie ein Mann an Kopf und Po begrapschte. Der herbeigerufene Bademeister wiegelte ab. Die Polizei zu rufen bringe nichts, es stehe „Aussage gegen Aussage“.

Obwohl die Mädchen den Mann, einen 42-jährigen Syrer, erkannten, wurde er nicht aufgefordert, das Bad zu verlassen. Der Beschuldigte stritt die Vorwürfe ab. Erst als sich die Mutter der Zehnjährigen beim Abholen einschaltete – davor passte die Mutter der Freundin auf die Mädchen auf – wurde die Polizei gerufen. Er wurde wegen sexueller Belästigung auf freiem Fuß angezeigt, bestätigte die Polizei am Montag. Eine Einvernahme steht noch aus, weil der Mann angab, kein Deutsch zu sprechen – und am Samstag kein Dolmetscher zur Verfügung stand.

"Hätte die Polizei rufen sollen"

Bei den Wiener Bädern wird der Fall nun intern untersucht. „Der Bademeister hätte auf jeden Fall gleich die Polizei rufen sollen“, sagt Bäder-Sprecher Martin Kotinsky zur „Presse“. Laut Aussagen des Bademeisters sei sich das Mädchen aber anfangs nicht ganz sicher gewesen, ob es wirklich begrapscht worden sei. Eine Aussage, die die Polizei nicht bestätigen kann. „Im Zweifel ist es besser, die Polizei zu rufen. Es ist nicht unsere Sache zu beurteilen, ob etwas passiert ist“, gab Kotinsky Fehler zu.

Im Zuge von Schulungen wurden die Bademeister auch darauf hingewiesen, gleich die Exekutive einzuschalten. „Mir geht es auch darum, dass Bademeister die Kinder ernst nehmen“, sagte die Mutter der Zehnjährigen zur „Presse“.

Trotz Anzeige ist der Fall den Bädern nicht bekannt

Der „Presse“ wurde auch ein Fall vom 18. Juli zugetragen. Demnach wurden zwei Zwölfjährige im Wellenbecken im Laaerbergbad (zehnter Bezirk) von einem etwa 30-Jährigen begrapscht. Die Mädchen meldeten den Fall zwei Tage später, als sie den Mann im Bad wiedererkannten. Der Bademeister holte den Mann aus dem Becken. Die Eltern brachten den Fall zur Anzeige. Dennoch wusste man bei den Wiener Bädern auf Nachfrage der „Presse“ nichts von dem Fall.

Dort hat man insgesamt vier Fälle von sexueller Belästigung in diesem Jahr dokumentiert. „Es ist in diesem Bereich nicht mehr im Vergleich zum Vorjahr geworden“, sagt Kotinsky. Aber die Saison sei noch nicht vorbei.
Anfang August belästigte ein alkoholisierter Rumäne ein achtjähriges Mädchen ebenfalls im Hütteldorfer Bad. Auch im Laaerbergbad kam es zu zwei Vorfällen. Am 1. August griff ein 17-jähriger Syrer zwei Frauen an den Intimbereich (er bestritt die Tat) – einen Tag davor wurde eine 13-Jährige an der Brust von einem Fremden angefasst. Er wurde angezeigt und bekam Badeverbot. Es ist die übliche Maßnahme, die die Stadt in solchen Fällen verhängt. „Aber wenn der Fall von der Polizei nicht verfolgt wird, dann müssen wir das aufheben“, so Kotinsky.

Insgesamt gab es heuer bisher 33 dokumentierte Vorfälle in Wiener Bädern (2016 waren es in der Saison 31) – davon neun Mal Körperverletzung und neun Bedrohungen – ein Teil davon war gegen das Badepersonal gerichtet. Drei Mal wurden Frauen von Unbekannten fotografiert.

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