3700 Unfälle mit E-Bikes

E-Bikes fahren sich anders als gewöhnliche Fahrräder.
E-Bikes fahren sich anders als gewöhnliche Fahrräder.(c) APA
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E-Bike-Unfälle machten 2016 zehn Prozent aller Radunfälle aus. Oft sind Senioren betroffen – weil sie das Rad falsch einschätzen.

Wien. Die Zahl der E-Bikes steigt, und mit ihr freilich die Zahl der Unfälle. 3700 Unfälle mit E-Bikes gab es 2016 in Österreich, das entspricht zehn Prozent der Radunfälle im ganzen Land – Verkehrs- und Freizeitunfälle zusammengezählt.

Bei den Unfällen ist eine Gruppe besonders betroffen: Senioren. Bei 40 Prozent der Unfälle waren die Betroffenen über 65 Jahre alt, wie das Rote Kreuz Oberösterreich am Donnerstag berichtete. Das hat einen einfachen Grund: Sie benutzen das E-Bike besonders oft.

Das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Jeder dritte E-Bike-Fahrer sei über 45 Jahre alt, heißt es aus dem Kuratorium für Verkehrssicherheit. Noch deutlicher wird der Unterschied bei einem anderen Vergleich: Während nur mehr 14 Prozent der über 65-Jährigen ein Rad benutzen, liegt der Anteil der E-Bike-Nutzer im gleichen Alterssegment bei 40 Prozent.

Doch E-Bike-Fahren ist anders als Radfahren – weil das E-Bike die Selbstüberschätzung fördere, so Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. So schätzten E-Bike-Fahrer anfangs etwa oft die Geschwindigkeit falsch ein. „Eine Kurve fährt sich anders, wenn man einen Schub bekommt“, so Kaltenegger. Auch komme man mit dem E-Bike auf Steigungen und Berge, die man als Radfahrer ohne elektrische Hilfe vielleicht nicht bezwungen hätte. „Nur, auf der anderen Seite geht es auch wieder hinunter“, sagt Kaltenegger. Auch hätten Studien gezeigt, dass man mit dem E-Bike längere Strecken zurücklegt als mit dem herkömmlichen Fahrrad. „Gleichzeitig muss man dadurch auch länger konzentriert fahren“, sagt Kaltenegger. Alles in allem gebe es dadurch höhere Anforderungen für Radfahrer.

Schneller unterwegs

Umgekehrt werden E-Biker laut dem Autofahrerclub ÖAMTC von den anderen Verkehrsteilnehmern oft unterschätzt. Sie sind nämlich schneller als herkömmliche Fahrradfahrer unterwegs. Im Durchschnitt zwar nicht viel schneller, aber doch. „Ein herkömmliches Fahrrad fährt mit 18 km/h, ein E-Bike mit 20 km/h“, so Kaltenegger – kurzzeitige Spitzengeschwindigkeiten nicht zu vergessen. Der ÖAMTC bietet nun, ebenso wie andere Organisationen auch, spezielle Kurse fürs E-Bike an.

Solche Kurse empfiehlt auch Kaltenegger. „Es braucht erstens eine Einschulung und zweitens einen Helm.“ Besonders bei älteren Menschen, die vielleicht davor schon länger nicht auf dem Fahrrad gesessen sind. Besonders häufig seien bei den Unfällen übrigens Arm- und Beinverletzungen, bei den lebensgefährlichen Verletzungen sei jedoch in 70 Prozent der Fälle der Kopf betroffen. Auf den Straßen sind mittlerweile mehr als 300.000 E-Bikes unterwegs, allein 2016 seien 77.200 Stück verkauft worden, teilte das oberösterreichische Rote Kreuz mit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2017)

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