Tote in Stiwoll: Cobra durchsucht altes Stollensystem nach Täter

APA/ELMAR GUBISCH
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Der 66-Jährige, der zwei Nachbarn erschossen haben soll, ist weiter flüchtig. Die Polizei sucht die Gegend rund um den Tatort nach dem Steirer ab.

Auf der Suche nach einem mutmaßlichen Todesschützen in der Steiermark hat die Polizei in der Nacht auch Stollen und Höhlen in der Umgebung des Tatorts in Stiwoll (Bezirk Graz-Umgebung) durchsucht. "Es hat in Stiwoll in früheren Zeiten ein Silberbergwerk gegeben", erklärte Polizeisprecher Jürgen Haas gegenüber der APA. Man vermutete, der Gesuchte könnte sich dort verbergen, fand ihn aber nicht.

"Das Stollensystem wurde von Kräften des Einsatzkommandos Cobra unter widrigsten Bedingungen untersucht." Die Stollen seien sehr alt, vielerorts dringe Wasser ein, teilweise bestehe Einsturzgefahr. Gefunden wurde der Verdächtige aber nicht. Generell sei das hügelige, bewaldete Gebiet um Stiwoll sehr anspruchsvoll für die Suche, sagte Haas. "Wir haben noch genug zu durchsuchen."

Zum Schutz von möglicherweise gefährdeten Personen hält sich die Polizei weiter an ihre Gefährdetenliste. "Darauf stehen zum Beispiel Staatsanwaltschaften und Bezirkshauptmannschaften, mit denen der Verdächtige immer wieder Probleme hatte." Auch einzelne Personen, die mit dem 66-Jährigen zu tun hatten, werden vermehrt durch Streifen überwacht.

Auch die niederösterreichische Polizei fahndet nach dem Mann. Im Nahbereich zur steirischen Landesgrenze sowie im Gebiet Amstetten, St. Valentin und im Bereich der Donaubrücke Richtung Mauthausen (OÖ) seien verstärkt Streifen unterwegs, teilte die Polizei mit. 

Steirer war Polizei bekannt

Der Mann soll am Sonntag mit einem Langwaffe auf seine Nachbarn geschossen haben. Ein 64-jähriger Mann und eine 55 Jahre alte Frau starben, eine 68-Jährige wollte fliehen, wurde am Arm getroffen und schwer verletzt. Einem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge wurde der Mann zweimal, die 55-jährige Nachbarin gleich drei Mal getroffen. Bei der schwer verletzten 68-Jährigen wurde ein Einschuss festgestellt. Das Kaliber wird von der Exekutive aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht. Bei der Waffe des Verdächtigen handelte es sich jedenfalls - entgegen ersten Meldungen - nicht um ein Gewehr seiner Ehefrau, sondern um eine illegale Waffe. Sie war nicht registriert. Die registrierten Waffen der Frau wurden von der Polizei sichergestellt.

Das Motiv für die Schüsse aus dem Hinterhalt soll ein langer Streit um ein Grundstück gewesen sein. Der Verdächtige ist bei den Behörden kein Unbekannter: Gegen ihn wurde schon wegen übler Nachrede, versuchter Nötigung und gefährlicher Drohung ermittelt, die Verfahren wurden aber eingestellt, da er in Gutachten als nicht zurechnungsfähig eingestuft worden war. Gegen ihn wurde auch im Vorjahr ermittelt, nachdem er mit seinem Bus mit einem Plakat mit der Aufschrift "Heil Hitler" durch Graz und andere Gebiete gefahren war. Da ihm aber der Vorsatz der NS-Wiederbetätigung nicht nachgewiesen werden konnte, kam er auch da straffrei davon. Vom Gutachter wurde er außerdem als nicht gefährlich eingestuft, weshalb er nicht in einer Anstalt untergebracht werden konnte.

(APA)

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